Metro-Elektronikmärkte

Media-Saturn unter Erfolgsdruck

13.01.2011
Die Metro-Elektronikmärkte stehen unter Erfolgsdruck. Die Geschäfte in Deutschland sind durch Internet-Konkurrenz kein Selbstläufer mehr.

"Geiz ist geil" und "Ich bin doch nicht blöd" - jahrelang trafen die Elektronikketten Saturn und Media Markt mit millionenschwerer Werbung den Nerv der Verbraucher. Umsätze und Gewinne sprudelten kräftig, die Elektronikkette wurden wichtiger Motor des Handelsriesen Metro. Doch nun ist das Unternehmen mit seinen preisaggressiven Kampagnen selbst zu einem Gejagten geworden: Preisbewusste Kunden und Schnäppchenjäger bedienen sich immer mehr im Internet bei billigen Angeboten. Deshalb soll in diesem Jahr Media-Saturn selbst mit einer Online-Offensive starten.

Es sind unruhige Zeiten bei Media-Saturn: Nachdem bereits am Jahresende der Chef der Holding in Ingolstadt, Roland Weise, seinen Hut nehmen musste, arbeitet Media Markt jetzt auch an einem neuen Werbekonzept. Am Mittwoch kündigte das Unternehmen die Trennung von der Werbeagentur kempertrautmann an. Mitte dieses Jahres soll die achtjährige Zusammenarbeit beendet werden. Ob Comedian Mario Barth seinen Werbe-Job verliert, ist damit offen. Künftig wolle man in der Werbung verstärkt multimediale Wege gehen und zunächst unterschiedliche Agenturmodelle prüfen. Am Werbespruch "Ich bin doch nicht blöd" hält Media Markt bereits seit 15 Jahren fest.

Metro-Chef Eckhard Cordes dringt vor allem darauf, dass Europas größte Elektronikfachmarktkette im wachsenden Internethandel stärker Fuß fasst. So soll verhindert werden, dass Kunden zur Online- Konkurrenz abwandern. Zum Jahresende war Weise vorzeitig aus dem Unternehmen ausgeschieden. Er räumte den Posten zum 1. Januar für den 63-jährigen Horst Norberg.

Schwierigkeiten mache die Umsetzung der im Grundsatz beschlossenen Internet-Handelsplattform, berichtete unlängst das "Manager Magazin". Die Online-Pläne von Cordes stießen auf Widerstände, da die rechtlich selbstständigen Media-Markt- und Saturn-Geschäfte ihre Preise selbst festlegen. Einheitliche, womöglich niedrigere Preise im Internet würden den örtlichen Märkten schaden, deshalb gebe es in den Regionen starke Ablehnung.

Nur mit Tiefstpreisen kann man in Preissuchmaschinen im Internet vorn sein: Das hat im vergangenen Jahr schmerzlich die Verbundgruppe ElectronicPartner (EP) zu spüren bekommen. Sie schloss im Frühjahr 2010 ihren Netshop nach Konflikten mit selbstständigen Händlern. Sie geht jetzt einen anderen Weg. Der neue Online-Auftritt soll dazu anregen, zum EP-Händler im jeweiligen Ort zu gehen.

Auch andere Handelsriesen drängen ins Internet: Die Rewe-Tochter ProMarkt startete Anfang Oktober 2010 einen Onlineshop. "Multichannel-Handel" heißt in der Branche das Zauberwort - Kunden sowohl im Laden und als auch im Internet begeistern und nicht an die Konkurrenz verlieren.

Media-Saturn wird sich ebenfalls der rasanten Entwicklung der Internetgeschäfte nicht mehr lange verschließen können. In einem Interview mit dem "Handelsblatt" hatte Weise-Nachfolger Norberg bereits angekündigt, dass Media-Saturn noch in diesem Jahr online gehen will, wenn alles gut laufe. "Wir sehen hier eher Chancen, dem stationären Handel zusätzliche Impulse zu geben", betonte er. (dpa/tc)