Gamescom-Start

Mehr Schwung mit Bewegungs-Steuerung

18.08.2010
In der Computerspiele-Industrie kriselt es - doch die Gamescom zeigt sich davon unbeeindruckt.

Die größte europäische Branchenmesse ist mit einem Ausstellerrekord gestartet. 505 Unternehmen haben sich angekündigt, knapp 50 mehr als im Vorjahr. Am Mittwoch ist das Messegelände in Köln Fachbesuchern und Journalisten vorbehalten, am Donnerstag eröffnet der Branchentreff für das breite Publikum. Die Messegesellschaft rechnet offiziell mit der gleichen Besucherzahl wie im Vorjahr, als 245.000 Menschen kamen.

Die erfolgsverwöhnte Branche hatte 2009 in Deutschland den ersten Umsatzrückgang seit sieben Jahren verzeichnet: Der Erlös sank um 2,4 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro, wie die Marktforscher von Pricewaterhouse Coopers (PwC) kürzlich berichteten. Fürs laufende Jahr erwarten sie ein minimales Plus um 0,4 Prozent. Einen Boom sehen die PwC-Experten dagegen bei Online-Spielen voraus.

Für Schwung sollen vor allem neue Geräte sorgen. Microsoft und Sony bringen für ihre Konsolen - die Xbox 360 und die Playstation 3 - Bewegungssteuerungen auf den Markt, die den klassischen Controller verzichtbar machen. In Köln können Spieler die Geräte sowie die dafür entwickelte Software erstmals nutzen.

Fans von Harry Potter etwa schleudern in dem für November angekündigten neuesten Abenteuer des Zauberschülers - "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" - ihre Sprüche mit einer Handbewegung auf die Schergen Voldemorts. Etliche Tanzspiele setzen ebenfalls auf die Bewegungssteuerung, in "Michael Jackson - The Experience" tanzen die Spieler zum Beispiel auf den Spuren des King of Pop.

Die Unternehmen hoffen auf neue Zielgruppen, Familien und Mädchen etwa. Gleichzeitig wollen sie ihre Kernklientel nicht verschrecken. Junge Männer geben immer noch am meisten Geld für Computerspiele aus.

Diese Ausrichtung ist auch auf der Messe sichtbar: Trotz allem Tanzen, Bowlen und Golfen spielen Ego-Shooter, Action-Kracher und Rollenspiele weiter die größte Rolle. Hier kommt allerdings nicht jeder rein: Die Messe kontrolliert das Alter der Besucher.

Den Boom von Online-Spielen greifen die Messemacher mit der Einrichtung einer "Online-World" in Halle 9 auf. In diesem Segment sind auch etliche deutsche Unternehmen stark vertreten, etwa Gameforge aus Karlsruhe oder Innogames und Bigpoint aus Hamburg.

Die Veranstalter erwarten rund 200 Premieren von Spielen. Dazu tragen auch neue Steuerungsgeräte bei, für die Software-Entwickler einen Schwung Spiele auf den Markt bringen. Sowohl die Kinect für Microsofts Xbox 360 als auch Move für Sonys Playstation 3 lassen sich über Gesten steuern und ermöglichen so neue Spielkonzepte. Die Nintendo-Konsole Wii setzt ohnehin auf dieses Prinzip. (dpa/tc)