Apple-Chef Steve Jobs wieder zurück

iPods mit Videokamera

10.09.2009
Apple-Chef Steve Jobs ist wieder zurück: Elf Monate nach seinem letzten öffentlichen Auftritt hat der 54-Jährige am Mittwoch in San Francisco unter dem Beifall der Zuschauer neue Modelle der iPod-Reihe von Apple vorgestellt, die nun auch mit einer Videokamera ausgestattet sind.

Jobs präsentierte außerdem eine neue Version der Musik-Software iTunes, mit der Apple Musik, Videos und Programme ("Apps") für iPhone und iPod touch vertreibt. "Wir sind inzwischen der größte Musikhändler der Welt. Über iTunes haben wir in 23 Ländern 8,5 Milliarden Musikstücke verkauft." Die Version 9 der iTunes-Software wurde optisch deutlich überarbeitet. Sie unterstützt nun ein neues digitales Albenformat ("iTunes LP") und kann iTunes-Einkäufe auf bis zu fünf Rechner im Haushalt weiterverteilen ("Privatfreigabe").

Jobs hatte sich Anfang 2009 für ein halbes Jahr wegen massiver Gesundheitsprobleme aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er verdanke sein Leben der Spenderleber eines jungen Mannes, der bei einem Autounfall ums Leben gekommen sei, sagte Jobs. Er war im Juni an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt, hatte bislang aber öffentliche Auftritte vermieden.

Gesundheitsprobleme gelöst

Inzwischen sieht Jobs seine Gesundheitsprobleme gelöst. "Ich fühle mich großartig", sagte er am Mittwoch in einem seltenen Interview dem "New-York-Times"-Kolumnisten David Pogue. Er müsse wohl noch um die 15 Kilo zunehmen, aber es gehe ihm wirklich gut. "Ich esse wie verrückt. Sehr viel Eiscreme." Nach Jobs' früheren Angaben hatten seine Gesundheitsprobleme mit einer Hormonstörung zu tun, durch die sein Körper keine Proteine aufnehmen konnte. Dadurch habe er Gewicht verloren.

Mit der Videokamera in dem MP3-Player iPod nano greift Apple aus eigener Sicht direkt seinen Wettbewerber Cisco an, der in den USA mit dem Kompakt-Camcorder "Flip" spektakuläre Absatzerfolge erzielt hat. "Der nano ist der populärste Player der Welt. Über 100 Millionen Stück wurden davon verkauft", sagte Jobs. Der Player, der nun auch ein UKW-Radio enthält, wird künftig in zwei Versionen angeboten: Das Modell mit acht Gigabyte kostet 139 Euro, das 16-GB-Modell 169 Euro. Der iPod könne Videos (VGA mit 30 fps - die neuen Flip-Modelle, ab November auch in Deutschland erhältlich, nehmen HD-Video auf), aber keine Fotos aufnehmen, weil die Sensoren für Standbilder eine höhere Pixel-Zahl ablichteten und dadurch zu dick für das Gehäuse des nano seien, erklärte Jobs in dem Interview.

Runderneuerte iPod-touch-Familie

Apple präsentierte weiterhin eine runderneuerte iPod-touch-Familie, die dem iPhone ähnelt, aber keine Handyfunktion enthält. In dem Spitzenmodell für 379 Euro stecken künftig 64 Gigabyte Hauptspeicher und ein schnellerer Prozessor. Beim bisherigen Modell mit acht Gigabyte senkte Apple den Preis auf 189 Euro.

Apple positioniert den iPod touch, von dem bislang über 20 Millionen Exemplare verkauft wurden, nicht nur als Musikplayer, sondern auch gegen portable Spielekonsolen wie die Sony PSP oder Nintendo DS. Für den iPod touch seien inzwischen über 21.000 Spiele- Anwendungen verfügbar, für die Sony PSP dagegen nur 607 und den Nintendo DS 3680 Titel, sagte Apple-Marketingchef Phil Schiller. Auf dem Event zeigten unter anderen die Softwarehersteller EA, Gameloft, Ubisoft und Tapulous ihre neuesten Spieletitel, die neben dem iPod touch auch auf dem iPhone von Apple laufen.

Kein Bedarf für touch-Kamera

Der iPod touch habe im Gegensatz zum nano keine Kamera bekommen, weil es dafür keinen Bedarf gebe, sagte Jobs in dem Interview (Branchenkenner gehen indes von unerwarteten technischen Problemen aus). Der iPod touch sei von den Kunden als Spiele-Gerät und günstigster Zugang zu den vielen Programmen im App Store angenommen worden. "Wir müssen keine neuen Funktionen hinzufügen - wir müssen den Preis so niedrig halten, dass jeder ihn sich leisten kann."

Jobs bekräftigte seine Zweifel am Erfolg von Lesegeräten für digitale Bücher (E-Books). Er glaube, dass sich eher multifunktionale Geräte durchsetzen werden. Laut Medienberichten arbeitet Apple selbst an einem Tablet-Rechner mit berührungsempfindlichen Bildschirm, der 2010 auf den Markt kommen soll und auch E-Book-Readern Konkurrenz machen würde. (dpa/tc)