Project Natal

Der Körper wird zum Xbox-Controller

21.08.2009
Von pte pte
Mit Project Natal will Microsoft Besitzern seiner Videospielkonsole Xbox 360 ein vollkommen neues Gaming-Erlebnis eröffnen. Das Spiel wird körperbetont.

Über genaue technische Details zu der zukunftsweisenden Entertainment-Technologie hüllte sich Microsoft seit der erstmaligen öffentlichen Präsentation im Rahmen der Branchenmesse E3 im Juni in Schweigen. Anlässlich der gamescom in Köln ergriff pressetext allerdings die Gelegenheit, einen exklusiven ersten Blick auf das schon jetzt als das "Next Big Thing" im Games-Geschäft gehandelte Projekt zu werfen. "Mit Natal werden wir die nächste Evolutionsstufe im Videospielbereich einläuten. Kernpunkt ist dabei ein völlig neuartiges Kontrollsystem, das ohne jegliche Form von Controller auskommt und lediglich über Körperbewegungen und Sprachbefehle der Nutzer gesteuert wird", erklärt Kudo Tsunoda, Creative Director des Projekts, bei einer Technologie-Präsentation vor ausgewählten Journalisten.

Wesentlichstes Anliegen des derzeit nur in einer sehr frühen Prototyp-Version existierenden "Project Natal" sei dabei der Versuch, die Steuerung von Videospielen so intuitiv wie möglich zu gestalten. "Mit diesem neu entwickelten User-Interface gehört die Controller-Steuerung endgültig der Vergangenheit an. Anstatt durch Drücken verschiedener Knöpfe bestimmte Spielaktionen auszulösen, wird der gesamte menschliche Körper zum Steuergerät", betont Tsunoda. Realisiert wird dies über ein sogenanntes "Full Body Tracking"-System, das auf insgesamt 48 Punkten basiert, die jede noch so kleine Bewegung des Spielers erkennen und an die Konsole weitergeben.

Besonders interessant dabei ist, dass dies durch Infrarot-Messung auch bei vollkommener Dunkelheit funktioniert. Gegenstände, mit denen der Nutzer hantiert oder Bewegungen anderer Personen im Raum werden zwar erkannt, führen aber zu keinerlei Störung des Spielflusses des aktiven Gamers. "Das System bleibt stets auf die aktuell spielende Person fixiert, egal wie weit diese vom TV-Gerät entfernt ist oder ob sie sitzt oder steht. Ein Mehrspieler-Modus wird jedoch auch unterstützt", erläutert Tsunoda.

Um anhand von praktischen Beispielen zu verdeutlichen, was die Xbox-Gemeinde mit "Natal" erwartet, zeigte der Creative Director des Projekts zwei verschiedene Tech-Demos. Erstere namens "Ricochet" erinnert dabei ein wenig an ein Squash-Spiel, bei dem der User versucht, einen oder mehrere Bälle immer wieder gegen eine Wand zu schleudern. "Der Spieler hat völlig freie Wahl, mit welchem Köperteil er die Bälle treffen will. Seine Bewegungen werden eins zu eins umgesetzt", stellt Tsunoda klar. Dass diese Art der Steuerung in puncto Präzision und Reaktionszeit durchaus mit einem herkömmlichen Konsolen-Controller mithalten kann, wurde anhand eines Rennspiels demonstriert. Gänzlich ohne Tastenbefehle kann der Nutzer hierbei sein Fahrzeug lenken, indem er mit seinen Händen ein imaginäres Lenkrad hält. Um auf das Gaspedal oder die Bremse zu treten, muss er lediglich seinen rechten beziehungsweise linken Fuß bewegen.

"Dieses intuitive Steuerungssystem funktioniert im Prinzip mit jeder Art von Videospiel. In Zukunft wird es aber wahrscheinlich verschiedene Natal-Games geben. Einige Titel werden speziell dafür programmiert, andere wiederum werden auf einen Controller-Mix aus bewegungsorientierter und herkömmlicher Steuerung setzen", so Tsunoda gegenüber pressetext. Wer aber glaubt, dass Microsoft hier lediglich die Zielgruppe der Casual Gamer ansprechen will, liege eindeutig falsch. "Natal ist nicht nur für leichter zugängliche Spaßspiele interessant, sondern auch für sogenannte Hardcore-Games wie etwa actionlastige Ego-Shooter. Dadurch, dass diese Steuerungsform keine besonderen Vorkenntnisse erfordert, werden sich zudem Menschen aller Altersgruppen für diesen Gaming-Ansatz begeistern können", gibt sich Tsunoda überzeugt. Einzig und allein auf einen endgültigen Erscheinungstermin von "Project Natal" will man sich bei Microsoft bislang noch nicht festlegen. (pte)