Bundesliga teurer

Aus Premiere wird Sky

15.06.2009
In Zeiten der Krise schlägt der Bundesliga-Sender Premiere einen ungewöhnlichen Weg ein. Der Pay-TV-Anbieter ändert zum 4. Juli seinen Namen in Sky und erhöht für neue Abonnenten die Preise der Fußball-Übertragungen.

Statt 19,99 Euro für das Einstiegspaket bei Premiere müssen neue Sky-Kunden 32,90 Euro im Monat zahlen, wenn sie alle 612 Spiele der Bundesliga und 2. Liga live sehen wollen. Bereits bestehende Premiere-Verträge behalten aber ihre Gültigkeit, betonte Premiere-Sprecher Torsten Fricke.

Normalerweise lockt man neue Kunden, indem man die Preise senkt. Doch Deutschlands größter Bezahlsender wählt eine andere Strategie und verspürt dabei erstmals Konkurrenz auf dem Pay-TV-Sektor. Der neue Bundesliga-Sender "Liga Total" wird über T-Home Entertain, das IPTV-Angebot der Deutschen Telekom, verbreitet und zeigt ebenfalls alle Punktspiele live. "Liga Total" wirbt mit Moderator Johannes B. Kerner, stellt ein eigenes Reporter-Team auf die Beine und kostet inklusive des Entertain-Anschlusses monatlich 59,90 Euro.

Fünf Spiele in voller Länge

"Die Fußballfans haben erstmals die Möglichkeit, fünf Partien eines Bundesliga-Spieltags in voller Länge zu verfolgen. Das ist eine neue Dimension und schafft einen Mehrwert", erläuterte Fricke die umstrittene Preispolitik von Sky. Sie basiert auf einem Modell, das Premiere-Anteilseigner Rupert Murdoch bereits in Italien und Großbritannien praktiziert. Neben dem Basis-Paket Sky Welt (16,90 Euro) können Abonnenten die Pakete Sky Bundesliga, Sky Sport (mit Champions League und Formel 1) und Sky Film dazukaufen. Das komplette Angebot kostet 54,90 Euro im Monat.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) ist mit einem veränderten Spielplan dem Pay-TV weitgehend entgegengekommen. Mit Beginn der neuen Saison findet ein Spieltag zu fünf Anstoßzeiten statt: Freitag 20.30 Uhr/1 Spiel, Samstag 15.30 Uhr/5, Samstag 18.30 Uhr/1, Sonntag 15.30 Uhr/1 und Sonntag 17.30 Uhr/1). Zu der Tarifpolitik von Sky wollte sich die DFL nicht äußern. "Das ist Sache unseres Vertragspartners", hieß es in der Frankfurter DFL-Zentrale. Mit rund 225 Millionen Euro zahlt Sky den Löwenanteil der 390 Millionen Euro, die die DFL in der nächsten Saison aus dem Verkauf der TV-Rechte in Deutschland einnimmt.

Beckenbauer als Zugpferd

"Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und müssen die Rechtekosten auch finanzieren", begründete Fricke den Preisanstieg. Er soll mit einer großen Werbekampagne und Franz Beckenbauer als Zugpferd möglichen neuen Sky-Kunden schmackhaft gemacht werden. "Wir werden alle Register ziehen", kündigte Premiere-Chef Mark Williams an. Derzeit hat Premiere nach eigenen Angaben rund 2,5 Millionen Kunden. Um profitabel wirtschaften zu können, benötigt der Pay-TV-Sender aber zwischen drei und 3,5 Millionen Abonnenten.

Es bleibt abzuwarten, ob Murdochs Pay-TV-Rechnung in Deutschland aufgeht. In diversen Internet-Foren wird das Sky-Preismodell zumeist abgelehnt. "Die haben nichts verstanden", heißt es dort. Dennoch verbreiten Sky und auch "Liga Total" großen Optimismus. Das Telekom-Angebot nutzen derzeit nach Konzernangaben rund 600.000 Kunden. Bis zum Jahresende will T-Home Entertain mit Hilfe der Bundesliga an der Millionenmarke kratzen. (dpa/tc)