Rollstuhl-Steuerung

Neues Interface für Gedanken

13.02.2009
Von pte pte
Italienische Forscher haben ein Interface entwickelt, das die Hirnströme von Menschen erfassen, interpretieren und einen Rollstuhl steuern kann.

Wissenschaftler des Laboratorio di Intelligenza Artificiale e Robotica am Mailänder Polytechnikum haben einen Rollstuhl entwickelt, den sein Besitzer allein mit Hilfe der Gedanken steuern kann. Die Erfindung sei besonders nützlich für Patienten, die an amyotropher Lateralsklerose (ALS), motorischen Funktionsstörungen und Multipler Sklerose (MS) leiden, berichten die Entwickler. "Herzstück des Systems ist eine Schnittstelle, die wir Brain Computer Interface nennen", erklärte der Projektkoordinator Matteo Matteucci. "Mit ihr verbunden ist ein Prozessor, der auf dem Bildschirm alle für den Behinderten zugänglichen Zielorte sichtbar macht. Statt seine Muskeln zu gebrauchen, muss dieser sich lediglich in Gedanken auf einen dieser Orte konzentrieren."

Ein spezielles Programm für künstliche Intelligenz setzt die von einem Elektronenzephalogramm erfassten Hirnströme in mechanische Lenkbewegungen um und bringt den Rollstuhl sicher ans Ziel. "Es handelt sich um eine nur wenig invasive Methode, da der Patient lediglich mit den an seinem Kopf angebrachten Elektroden konfrontiert wird," bekräftigt der italienische Wissenschaftler.

Zwecks Erkennung von Hindernissen ist das Fahrzeug mit zwei Lasern sowie Fernkameras ausgestattet. Damit können auch Situationen wie das unvorhergesehene Auftauchen von Personen oder Gegenständen gemeistert werden. Die Forscher am Polytechnikum arbeiten bereits an einer fortschrittlicheren Version. In Zukunft soll das Fahrzeug nicht nur in geschlossenen Räumen, sondern auch im Freien und selbst auf der Strasse einsetzbar sein. Matteucci ist überzeugt: "Falls der automatische Rollstuhl in Großserie geht, werden die Fertigungskosten kaum mehr als zehn Prozent über denen der herkömmlichen motorisierten Modelle liegen.

Inzwischen werden die Vorbereitungen für eine Weiterentwicklung getroffen. Mit Hilfe eines mechanischen Greifarmes und seiner Gedankenkraft sollen körperlich behinderte Menschen künftig auch Gegenstände erfassen und bewegen können. Darüber hinaus ist ein Bedienungssystem für PCs geplant, das ohne den Gebrauch einer Computermaus auskommt. (pte)