Weniger ist mehr

Thin Clients sind ein guter Beginn

21.04.2008
Von 
Michael Hermann ist seit 2014 als Autor für IT- und TK-Themen bei Palmer Hargreaves tätig. Bereits seit 2000 schreibt er als Fachjournalist über Informations- und Kommunikationstechnologie. Zu seinen derzeitigen Schwerpunkten zählen Cloud Computing, Rechenzentren, Internet der Dinge (IoT) und künstliche Intelligenz. 
Manche Technologien brauchen ihre Reifezeit. So auch der Thin-Client-Ansatz. Derzeit stehen die Ampeln für die abgespeckten Rechner auf Grün. Und das nicht nur, weil sie Energie sparen.

Man nehme einen Computer, der an ein Netzwerk angeschlossen ist, über keine Festplatte verfügt und lediglich auf die Ein- und Ausgabe von Daten beschränkt ist - fertig ist der Thin Client. Ältere Leser wird diese Beschreibung sofort an die Terminals erinnern, die an riesigen Mainframes hingen und in den 1980er Jahren das Bild der Unternehmens-IT bestimmten. "Ganz neu ist das Thin-Client-Konzept in der Tat nicht", räumt Thomas Köhler unumwunden ein, "aber die Voraussetzungen, es mit bestmöglichem Nutzen umzusetzen, haben sich inzwischen stark verbessert." So beobachtet der IT-Berater und Autor von mehreren Fachbüchern ("Die leise Revolution des Outsourcing") einen Trend zur "Rezentralisierung" der IT, weg von voluminös ausgestatteten PC-Desktops - auch als Fat Clients bekannt - und hin zu ihren dünnen Verwandten.

Gleich mehrere Faktoren treffen zusammen, die sich günstig für das Thin-Client-Konzept auswirken. So arbeiten die Server, von denen die "dünnen Rechner" ihre Anwendungen beziehen, inzwischen aufgrund ausgereifter Virtualisierungstechniken wesentlich effizienter: Durch die Einrichtung mehrerer virtueller Server auf einem einzigen Gerät lässt sich dessen Auslastungsgrad deutlich verbessern und die gesamte benötigte Hardware im Umfang reduzieren. Hinzu kommt, dass Bandbreitenprobleme kaum noch eine Rolle spielen. Unternehmen müssen Anwendungen wie ERP oder Office-Programme nicht auf jedem einzelnen Arbeitsplatzrechner installieren, sondern können sie als Services über das Netz zur Verfügung stellen.

"Entscheidend ist die weit fortgeschrittene Standardisierung von Programmen und Prozessen", merkt Köhler an. "Netzbasierte Softwaredienste sind heutzutage in der benötigten Qualität und Sicherheit verfügbar." Dies macht sich auch in der gestiegenen Zahl von Software-as-a-Service-Angeboten (SaaS) bemerkbar, bei denen Anwender Software nicht mehr in Lizenz kaufen und selbst betreiben, sondern als Service aus einem Rechenzentrum beziehen.

Niedrigere IT-Gesamtkosten

Darüber hinaus sprechen auch die Preise für die abgespeckten Rechner. Zwar sind die Kostensätze für von externen Dienstleistern bereitgestellte und gewartete PC-Desktops - die so genannten "Desktop Services" - laut Köhler "inzwischen wettbewerbsbedingt auf einem historischen Tiefstand", doch schneide der Thin Client in der Betrachtung der Gesamtaufwendungen über den kompletten Geräte-Lebenszyklus (TCO = Total Cost of Ownership) deutlich günstiger ab. Bestätigt wird diese Einschätzung durch die Studie "PC vs. Thin Client", die das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (IUSE) erstellte. Danach entpuppen sich gerade die versteckten Kosten als Achillesferse des gängigen Desktop-Modells: Rund 43 Prozent der gesamten IT-Aufwendungen entfallen auf Betrieb und Support, und weitere 28 Prozent der Kosten sind durch die Endnutzer verursacht. Genau an dieser Stelle sind laut einer Gartner-Untersuchung die größten Einsparungen zu erzielen: Im Vergleich zum Desktop-PC fallen die durch Anwender entstehenden Kosten beim Thin Client den Marktforschern zufolge zwischen 22 und 50 Prozent geringer aus.

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