Es geht auch ohne Intel x86

Stromsparende Highend-Server

17.03.2012
Von 
Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.

SeaMicro und HP Moonshot

Wer hätte gedacht, dass AMD mal Intel-Produkte verkaufen würde! Aber genau das passiert jetzt mit der Übernahme des kalifornischen Start-up-Unternehmens SeaMicro, das zunächst auf Basis von Atom-Prozessoren Micro- oder Extreme Low Voltage Server entwickelt hat und damit im HPC-Umfeld für bestimmte Workloads zum Trendsetter wurde. Von Intel speziell entwickelte 64-Bit-Atom-Prozessoren mit 512 oder gar 768 Prozessorkernen in einem Rack bieten die Modelle SM1000-64 und SM10000-64HD. Abgesehen von der Platzersparnis sollen die Systeme nur ein Viertel der Energie der besten Volumen-Server beanspruchen.

Der SM10000-XE von SeaMicro ist mit 64 Xeon- statt Atom-Prozessoren bestückt und soll das System mit der höchsten Serverdichte der High-End- Klasse sein.
Der SM10000-XE von SeaMicro ist mit 64 Xeon- statt Atom-Prozessoren bestückt und soll das System mit der höchsten Serverdichte der High-End- Klasse sein.
Foto: HP

Um Hunderte von Kernen anzusteuern, müsste aber bei Standardanwendungen die Software völlig neu geschrieben werden. Am besten eignen sich die Systeme deshalb für hoch parallelisierbare Applikationen wie Cloud-Services, Wetter-Simulation, Web 2.0, Hadoop und Extreme Analytics beziehungsweise den analytischen Bereich von BI-Lösungen. Kaum geeignet sind sie nach einhelliger Meinung von Analysten aber für Datenbanken. Neu im SeaMicro-Portfolio ist der mit 64 Xeon-Prozessoren bestückte SM10000-XE. Es soll eine besonders hohe Serverdichte bieten und halb so viel Energie verbrauchen wie die leistungsstärksten High-End-Server. Wie AMD bereits angekündigt hat, sollen hier künftig sparsame Opteron-Prozessoren Einzug halten, allerdings nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2012.

HPs ARM-Antwort auf die Atom-basierenden Server von SeaMicro ist die Redstone-Plattform im Rahmen des „Project Moonshot“. Ende 2012 könnten schon erste kommerzielle Produkte auf den Markt kommen, denkt IDC-Analyst Nebuloni.
HPs ARM-Antwort auf die Atom-basierenden Server von SeaMicro ist die Redstone-Plattform im Rahmen des „Project Moonshot“. Ende 2012 könnten schon erste kommerzielle Produkte auf den Markt kommen, denkt IDC-Analyst Nebuloni.
Foto: HP

Der Einsatz von ARM-Prozessoren wird auch bei SeaMicro schon diskutiert, soll aber erst 2014 erfolgen. HP ist mit der 2011 angekündigten Redstone-Plattform beziehungsweise mit dem noch laufenden „Project Moonshot“ schon ein Stück weiter. Dieses sieht vor, mehr als 2.800 Server auf Basis der Calxeda-Prozessoren EnergyCore ARM Cortex in einem einzigen Rack für Web-Dienstleister oder Social-Media-Anbieter wie Facebook bereitzustellen. Mit dem Path-Finder-Program arbeitet HP hier schon an einem ganzen Öko-System von Software- und Hardware-Lösungen. Zu den ersten Teilnehmern gehörte hier übrigens AMD. Während ARM auf dem Mobile World Congress in Barcelona bekräftigt hat, mit leistungsstärkeren Prozessoren auch den Servermarkt für mobile Netzwerke erobern zu wollen, ist der Softwareaufwand hier weit höher als bei Atom-Prozessoren, sagt Gartner-Analyst Butler. Er teilt daher nicht die Meinung von IDC-Kollege Nebuloni, dass ARM in den kommenden fünf Jahren auf einen Stückmarktanteil von fünf bis zehn Prozent kommen könnte.