Ratgeber

Wann lohnt sich Desktop-Virtualisierung?

02.02.2011
Von 


Robert Sieber verfolgt das Ziel die Lücke zwischen der IT und den Unternehmensprozessen zu schließen. Ideen und kontroverse Ansätze zum notwendigen Wandel der IT, veröffentlicht Robert Sieber in seinem Blog und Podcast. Er ist auch Initiator und Organisator eines Barcamps für IT-Service-Management. In 18 Jahren war er in verschiedene Bereiche der IT tätig: Administration, Planung, Architektur, Consulting, Service-Management, Softwareentwicklung und Vertrieb.

Virtuelle Desktops

Individuelle Arbeitsumgebungen lassen sich mit virtuellen Desktops (VDI) wesentlich einfacher abbilden. Der Benutzer hat Zugriff auf "seine" virtuelle Maschine mit einem Client-Betriebssystem. Diese verhält sich in 99 Prozent der Fälle wie eine physikalische Maschine. Daher lassen sich in der Regel Szenarien abbilden, die mit Terminal Servern nicht realisierbar sind. Benutzern lassen sich bei Bedarf auch verschiedene virtuelle Maschinen und damit Betriebssysteme zur Verfügung stellen.

Ein hoher Grad an Individualität birgt die Gefahr, dass man die Probleme einer physikalischen Client-Welt eins zu eins in die virtuelle Umgebung verlagert. Die prognostizierten Einsparungen lassen sich auch hier nur realisieren, wenn eine hohe Standardisierung erreicht wird. Denn jede virtuelle Maschine ist zu 99 Prozent wie ein physikalischer Client: sie benötigt einen Virenschutz und Updates, Software muss verteilt und gewartet werden. Bleibt alles beim Alten, sinken die Kosten auf keinen Fall - im Gegenteil: Storage-Bedarf, Stromverbrauch von Servern und Storage sowie die Lizenzpolitik von Microsoft können sogar zu Kostensteigerungen führen.

Die Anschaffung des Speicherplatzes ist einer der größten Investitionskostenblöcke. Kommen individuelle VMs zum Einsatz, so wird für jeden virtuellen Computer der tatsächliche Speicherplatz benötigt. Bei einem Windows 7 sind es mindestens 22 GB. Einsparungen können auf zwei Wegen realisiert werden: Einsatz von Deduplizierungs-Technik in den verwendeten Storage-Systemen oder das Nutzen von Provisionierungs-Techniken von Herstellern wie VMware oder Citrix. Beide Anbieter stellen auf Basis eines goldenen Images die virtuellen Clients zur Verfügung und verbrauchen dadurch zur Laufzeit nur einen kleinen Teil des Speicherplatzes - typischerweise 5 GB im Gegensatz zu den typischen 22 GB eines Windows 7 ohne VMware View oder Citrix Provisioning Server.

Nicht zu unterschätzen ist dabei das Microsoft-Lizenzmodell Virtual Desktop Access Licence (VDA). Es beinhaltet das Recht von einem Endgerät auf bis zu vier virtuelle Instanzen von Windows 7 zuzugreifen. Die Lizenzgebühr beträgt 100 Dollar jährlich und ist als Volumenlizenzvertrag (Open oder Select) über drei Jahre zu erwerben. Wird auf dem zugreifenden Client ein Windows 7 unter aktiver Software Assurance verwendet, so entfällt die VDA Lizenz.

Die drei großen Virtualisierungsanbieter Citrix, Microsoft und VMware unterstützen heute nur virtuelle Clients unter Windows. Sollen auch Desktops mit Linux zur Verfügung gestellt werden, so muss ein Desktop Broker eines unabhängigen Herstellers wie Leostream oder Virtual Bridges zum Einsatz kommen. Genau wie Quest stellen diese Unternehmen ausschließlich das Herzstück der Desktop-Virtualisierung zur Verfügung. Die Virtualisierungsinfrastruktur muss separat beschafft werden. Diese alternativen Produkte bieten Mehrwerte insbesondere im Bereich der Security-Policies oder dem Zugriff innerhalb heterogener Umgebungen. Im Rahmen der Produktauswahl ist es auf jeden Fall sinnvoll, auch diese Hersteller in Betracht zu ziehen.