Trotz des Handelsembargos

Iran nutzt AMD-Prozessoren für die Raketenforschung

17.06.2009
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Ein Zentrum für Raketenforschung im Iran hat sich einen "Supercomputer" zu Forschungszwecken gebaut, der auf AMDs Opteron-CPUs basiert. Nun wird die Lieferkette untersucht.

Das Embargo der Amerikaner gegen den Iran besteht anscheinend nur auf dem Papier. Laut eines Berichts der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" verweist das Aerospace Research Institute of Iran (ARI) auf einen "Supercomputer" zu Forschungszwecken, der aus Dual- und Quad-Core-Chips aus dem Hause AMD zusammengesetzt ist. Ursprünglich hatte der Rechner 32 Cores, inzwischen seien es der Website zufolge 96 Cores. Die Leistung wird mit 192 Gigaflops angegeben, als Betriebssysteme kommen Suse Linux und Windows 2003 Enterprise Server zum Einsatz.

Auf einer Anfrage der Computerworld bei AMD gab der Konzern an, nicht darüber spekulieren zu wollen, auf welchen Wegen die CPus in den Iran gelangt sind. Ein Verkauf in den Iran oder ein anderes Land, das mit einem Handelsembargo belegt ist, sei keinesfalls authorisiert worden. Zudem hätten sich alle AMD-Distributoren vertraglich verpflichtet, bestehende Gesetze und Verordnungen auch einzuhalten.

Beobachter gehen davon aus, dass in der Forschungseinrichtung nach Wegen gesucht wird, ballistische Raketen zu entwickeln, die konventionelle beziehungsweise atomare Sprengköpfe über weite Entfernungen transportieren könnten. Das iranische Atomprogramm steht im Verdacht, nicht nur die zivile Nutzung der Kernenergie zu erforschen, sondern auch deren militärische Einsatzmöglichkeiten. Angesichts des Embargos wird der Iran versuchen müssen, sich auf dem Grau- beziehungsweise Schwarzmarkt mit Hochtechnologie einzudecken. Im Visier sind dem Bericht zufolge Lieferanten im Nahen Osten, aber auch in Europa und China.