Bitkom- Branchenbarometer

Deutsche ITK-Branche sieht Ende der Krise

15.09.2009
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Erleichterung beim Bitkom: Der Lobbyverband der deutschen ITK-Branche registriert positive Konjunktursignale und hofft auf eine Trendwende. Allerdings müssten die Banken endlich die Kreditbremse lösen, fordern die Branchenvertreter.

"Vieles deutet darauf hin, dass wir im ITK-Sektor die Krise weitgehend hinter uns haben", sagte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer anlässlich der Vorstellung des aktuellen Branchenindex in Berlin. Das Stimmungsbarometer der hiesigen ITK-Anbieter sei im dritten Quartal des laufenden Jahres gegenüber dem Vorjahresquartal um 18 Zähler auf minus sieben Punkte geklettert. Gegenüber dem zweiten Quartal 2009 verbesserte sich der Index um immerhin zwölf Zähler. Erstmals seit Beginn der Krise mache der Bitkom-Index damit wieder einen Sprung nach oben, bekundeten die Branchenvertreter. Es handle sich um den stärksten Anstieg seit fünf Jahren. Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass infolge der weltweiten Finanzkrise nach wie vor Katerstimmung herrscht. Von seinen einstigen Hochzeiten ist der Bitkom-Index weit entfernt. Mitte 2007 lag das Barometer noch bei plus 64 Punkten.

Entsprechend vorsichtig äußern sich die Bitkom-Verantwortlichen. Bevor man von einer Trendwende sprechen könne, müsste man die Ergebnisse des Jahresendgeschäfts abwarten, betonte Scheer. Einer Umfrage des Verbands zufolge rechnen 36 Prozent der befragten Unternehmen in den kommenden Monaten mit besseren Geschäften. 34 Prozent erwarten keine Veränderung und 30 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Situation zum Jahresende hin weiter verschlechtern wird. Mehr Hoffnung setzen die ITK-Anbieter auf das kommende Jahr: 2010 rechnen 72 Prozent der Unternehmen mit einem deutlichen Anziehen der Nachfrage. 17 Prozent der Befragten glauben, dass die Trendwende schon 2009 einsetzt. Im Vergleich zu einer Umfrage Mitte dieses Jahres habe sich Scheer zufolge die Gruppe der Trendpessimisten damit halbiert.

Allerdings sei die Finanzierungssituation in vielen Firmen weiterhin angespannt, warnte der Verbandspräsident. 35 Prozent der befragten Unternehmen beklagten, dass sich ihre Lage diesbezüglich verschlechtert habe. "Die Banken ziehen die Daumenschrauben an", kritisierte Scheer die Politik vieler Geldinstitute. Diese verlangten mehr Sicherheiten, stellten höhere Anforderungen an die Bonität und erhöhten die Zinsen. Es bleibe abzuwarten, ob eine drohende Kreditklemme noch verhindert werden könne. "Wir fordern das Bankensystem auf, Hightech-Firmen besser mit Krediten zu versorgen." Positiv bewertet der Bitkom-Präsident dagegen die Initiativen der Bundesregierung, die Kreditvergabe zu erleichtern und Kreditversicherer zu unterstützen.

Problematisch sei allerdings die schlechte Zahlungsmoral der öffentlichen Hand, monierte Scheer. Mehr als jedes siebte ITK-Unternehmen leide unter verzögerten beziehungsweise ausbleibenden Zahlungen öffentlicher Auftraggeber. Es könne in diesem Zusammenhang nicht angehen, dass die Regierung einerseits über ein Konjunkturprogramm Milliarden Euro in den öffentlichen Bereich pumpt, andererseits aber fällige Rechnungen nicht bezahle. "Eine solche Praxis von Behörden und Verwaltungen konterkariert das Konjunkturprogramm und muss umgehend abgeschaltet werden", verlangte der Bitkom-Präsident.