Henning Kagermann, SAP: "On-Demand schadet dem Lizenzgeschäft nicht"

09.02.2006
SAP-Vorstandschef Henning Kagermann begründete im Gespräch mir den CW-Redakteueren Frank Niemann und Christoph Witte die On-Demand-Strategie seines Unternehmens.

CW: Was verspricht sich die SAP davon, CRM jetzt on Demand anzubieten, und warum haben Sie so lange mit dem Markteintritt gewartet?

KAGERMANN: Wir haben Kunden, die wollen ihr CRM sehr schnell produktiv einsetzen. Denen dauert die klassische CRM-Einführung zu lange. Da kann ein On-Demand-Service, bei dem ich Teile der CRM-Lösung übers Netz beziehe, eine gute Alternative darstellen. Beispielsweise kann der Kunde so seinen Außendienst schnell mit Sales-Force-Automation-Funktionen versorgen, während er andere, sensiblere und wettbewerbsrelevantere Teile klassisch implementiert. Die stark integrierten CRM-Funktionen werden die Kunden zu Beginn sicher nicht im ASP-Verfahren beziehen.

Henning Kagermann: 'Unsere Strategie ist, dem Kunden die Wahl zu lassen zwischen ASP-Modell und eigenem Betrieb.'
Henning Kagermann: 'Unsere Strategie ist, dem Kunden die Wahl zu lassen zwischen ASP-Modell und eigenem Betrieb.'
Foto: SAP AG

Das ist die Ausgangslage, und das führt zur Antwort auf die zweite Frage: Wieso haben wir so lange gewartet? Es gibt zwei Ansätze, wie man den Wunsch der Kunden nach einem schnellen Beginn befriedigen kann: Eine davon ist ein sehr fokussiertes Application-Service-Providing (ASP), wie es zum Beispiel Salesforce.com verfolgt. Der Nachteil dieses Modells ist, dass der Kunde ein solches CRM niemals selbst betreiben kann, denn er benötigt dafür ein anderes System. Unsere Strategie ist, dem Kunden die Wahl zu lassen zwischen ASP-Modell und eigenem Betrieb. Bei uns liegt deshalb in beiden Fällen die gleiche Architektur zugrunde. Die CRM-Teile, die wir im Online-Bezug anbieten, sind integraler Bestandteil des Gesamtkonzeptes.

CW: War nicht auch ein Motiv, dass Salesforce.com hervorragende Wachstumsraten erzielt und auch Siebel erfolgreich im On-Demand-Geschäft agiert? Haben Sie das ASP-Geschäft für sich nicht relativ spät entdeckt?