Web-Browser für Recherche

Zylab bietet Intranet-Lösung für Archivierungssystem an

23.01.1997

Mit einem Web-basierten Rechercheprogramm betritt das amerikanische Softwarehaus ein Terrain, in dem sich zunehmend die aus dem Internet bekannten Suchmaschinen breitmachen. Diese sind auf große Sammlungen von HTML-Dokumenten spezialisiert und berücksichtigen aber zunehmend gängige Dateiformate aus dem PC-Umfeld, vor allem von Büroanwendungen.

Zylab beschreitet den umgekehrten Weg. Da es mit Archivierungssystemen schon länger am Markt ist, beherrschen diese mittlerweile eine ganze Reihe von Dokumententypen, können aber bis dato noch nicht mit HTML umgehen. Dieses Format soll erst nach einem Update Mitte 1997 unterstützt werden. Zyindex beschränkt sich auf reine Textdokumente, Zyimage kann zusätzlich auch Grafiken darstellen. Zum Lieferumfang der Web-Lösung gehört eine Lizenz von "Zyindex for Windows NT" sowie der Freeware-HTTP-Server "EMWAC", ebenfalls für Windows NT.

Die Windows-Version von Zyindex ist notwendig, da der Systemverwalter das darin enthaltene Modul "Zybuild" zur Indexerstellung braucht. Diese Aufgabe kann nicht vom Browser aus erledigt werden, auch gibt es nicht wie bei Internet-Suchmaschinen eine Server-Komponente, die diese Tätigkeit automatisch im Hintergrund erledigt. Irreführend ist die Bezeichnung "Zyindex for Windows NT", da Anwender seinen vollen Funktionsumfang auf Microsofts größtem Betriebssystem gar nicht nutzen können. So richtet die Installationsroutine einen virtuellen Gerätetreiber (VxD) für den zeitgesteuerten Indexlauf ein, der von NT gar nicht, sehr wohl aber von Windows 95 unterstützt wird. Ähnliches gilt für das zweite Modul von Zyindex namens "Zyfind", das unter NT erhebliche Darstellungsfehler produziert.

Die Installation von Zyindex Web Server setzt voraus, daß ein Archiv inklusive Index bereits eingerichtet wurde. Das Setup-Programm kopiert neben der CGI-Komponente Zynet.exe eine ganze Reihe von HTML-Schablonen in mehreren Sprachen und ein Verwaltungs-Tool auf den Server.

Mit letzterem muß zumindest ein Benutzer eingerichtet werden, bevor das System einsatzbereit ist. Dabei lassen sich Paßwörter ebenso festlegen wie die maximale Anzahl gleichzeitig aktiver Anwender. Außerdem dient es dazu, die Zugriffsrechte auf Dokumentdatenbanken zu verwalten.

Alle vom Browser kommenden Anfragen leitet der Web-Server an das CGI-Programm weiter. Dieses verfügt über die gleichen Suchoptionen wie Zyfind für Windows. Sie sind die eigentliche Stärke der Software und stellen Altavista & Co. in den Schatten. Neben den üblichen boolschen Operatoren AND, OR, NOT kennt sie Platzhalterzeichen, Bereichs- und Quorum-Suche. Die Auswertung komplexerer Ausdrücke läßt sich mittels Klammern beeinflussen. Die Krönung stellt eine unscharfe Suche dar, die sich in vier Fuzzy-Graden abstufen läßt. Damit können Anwender auch Texte auffinden, die mit OCR-Programmen erfaßt und nicht fehlerbereinigt wurden. Die höchste Fuzzy-Stufe erfordert erwartungsgemäß höheren Rechenaufwand und verlängert so die Antwortzeiten. Diese waren aber insgesamt bei einem Server mit einem Pentium 133 und 64 MB RAM erfreulich kurz.

Das CGI-Programm fügt nach vollbrachter Suche die Ergebnisse in benutzerspezifische HTML-Vorlagen ein und reicht sie über den Web-Server an den Browser weiter. Die Verwendung solcher HTML-Vorlagen hat den Vorteil, daß auch reiner Fließtext im ASCII- oder ANSI-Format als passabel formatiertes HTML-Dokument zum Benutzer gelangt. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorzug dieses Verfahrens besonders gegenüber starren Windows-Front-ends besteht darin, daß Anwender diese Vorlagen nach Belieben mittels HTML-Editoren an die eigenen Wünsche anpassen können. Optional lassen sich sogar Java-Scripts oder Applets nachrüsten.

Die mitgelieferten Schablonen sind in bezug auf die Fähigkeiten des Browsers relativ anspruchslos. Einzig die Darstellung von Tabellen muß er beherrschen. Deshalb dürfen auch vernachlässigte Front-ends wie IBMs "Web-Explorer für OS/2" mitmischen.

Suchanfragen beantwortet das System zuerst mit einer Übersicht über alle Dateien, in denen der Suchbegriff vorkommt. Störend dabei ist, daß diese Anzeige standardmäßig nur etwa 100 Zeichen aus dem Kopf des Dokuments ausgibt und so Rückschlüsse auf dessen Inhalt oft zum Rätselraten werden. Einstellungsmöglichkeiten, um diesen unbefriedigenden Zustand zu ändern, konnten wir nicht ausfindig machen.

Erfreulicher hingegen ist die Darstellung anschließend ausgewählter Texte. Im Gegensatz zu den meisten Web-basierten Suchmaschinen beherrscht Zylab das Hervorheben von Fundstellen. Sie liegen als Hyperlinks vor, die das Springen zur vorigen oder nächsten Fundstelle erlauben.

Falls Anwender nicht den mitgelieferten EMWAC-Web-Server einrichten wollen, arbeitet das Zylab-Produkt mit den meisten HTTP-Servern zusammen. In unserer Testkonfiguration ließ es sich mit Netscapes "Enterprise Server 2.0" betreiben, nachdem dessen Administrations-Tool das Programmverzeichnis von zynet.exe als CGI-Verzeichnis registriert hatte.

Problematischer gestaltete sich jedoch die Zusammenarbeit mit der aktuellen NT-Version. Trotz gegenteiliger Aussagen des Herstellers kam das CGI-Programm mit NT 4.0 nicht zurecht. Unter der Vorgängerversion 3.51 traten hingegen keine Probleme auf.

Den deutschen Vertrieb für den Zyindex Web-Server hat die in Oberkirch ansässige Softline GmbH inne.