Zwischen Mutter und Tochter

25.01.2005
Von Katharina Friedmann

In jedem Fall ein Balanceakt

Andreas Resch, CIO der Bayer AG und Geschäftsführer der Bayer Business Services GmbH (BBS).
Andreas Resch, CIO der Bayer AG und Geschäftsführer der Bayer Business Services GmbH (BBS).

Neinhaus lehnt die Doppelfunktion kategorisch ab. "Dann kann man sich die Position des CIO fast sparen", meint er pragmatisch. Seine Begründung: Der heutige CIO habe zunehmend auch beim Sourcing als neutrale Instanz zu fungieren und die daraus resultierende Zusammenarbeit - sei es mit der IT-Tochter oder bei partiellem Outsourcing mit Drittfirmen - zu steuern. Dafür eigne sich der Geschäftsführer der IT-Tochter aus Gründen nahe liegender Befangenheit nur bedingt. "Dem GmbH-Chef wird es aufgrund seiner Verantwortung und der engen Bindung zu den eigenen Mitarbeitern stets schwerer fallen, das vom Konzern benötigte IT-Portfolio neutral zu bestimmen", erklärt Neinhaus den Balanceakt desjenigen, der beide Ämter bekleiden soll. Damit liegt der Interessenkonflikt in seine Augen selbst dort auf der Hand, wo ein Agieren am Drittmarkt nicht strategisches Ziel der Ausgründung ist.

Die betroffenen CIOs sehen das naturgemäß anders - auch wenn sich nicht alle dazu äußern mochten. Zu denjenigen, die derartige Schwierigkeiten rundheraus bestreiten, zählt Andreas Resch. Er ist CIO der Bayer AG sowie Geschäftsführer der Bayer Business Services GmbH (BBS) und kann mit seiner Doppelrolle gut leben. Im Gegensatz zu Neinhaus sieht er einen fundamentalen Unterschied darin, ob die IT-Ausgründung einen Beitrag zum Konzernprofit erzielen soll oder nicht: "Anders als etwa Siemens Business Services ist die BBS nicht als Ebit-maximierender Bereich angelegt, der an seinen Renditezielen gemessen wird und darin seine Existenzberechtigung hat", nennt er einen der Gründe, warum er sich in seiner Haut wohl fühlen kann. Die Bayer-Tochter orientiere sich an einer nur die Kapitalkosten deckenden Ebit-Struktur. Und ihre Intention bestehe vorrangig darin, den kaufmännischen Services und der IT etwa im Hinblick auf die Bedarfsorientierung mehr Professionalität zu verleihen. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass die BBS zwar primär als Dienstleister für den Bayer-Konzern angelegt sei, aber im laufenden Jahr etwa 20 Prozent ihres Umsatzes über Fremdkundenbetreuung erzielt habe: Sie fungiere nach wie vor als Dienstleister für einige bereits verkaufte Konzerngeschäftsfelder, außerdem solle die Tochter auch zu Zeiten ausgelastet sein, in denen sie für die Mutter weniger tun müsse. Auf diese Weise lässt sich laut Resch vermeiden, dass die BBS in eine nach unten kritische Größenordnung gerate.