Sie lassen sich komplexe Maschinen erklären, betrachten technische Zeichnungen oder verfolgen am Computerbildschirm mit, wie eine Internet-Seite programmiert wird. Über 126.000 Schülerinnen kamen Ende April in Betriebe und Unternehmen, um technische Berufe unmittelbar zu erleben. Veranstaltet hat den mittlerweile neunten "Girls’ Day" ein Aktionsbündnis aus den Bundesministerien für Bildung und für Familie, der Bundesagentur für Arbeit und mehreren Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden. Das Ziel: junge Frauen für Technik und Naturwissenschaft begeistern.
Denn nach Angaben des Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien) stagniert der Anteil der weiblichen Studienanfängern im Fach Informatik seit Jahren bei zirka 17 Prozent. Bei den Auszubildenden im IT-Sektor ist die Frauenquote sogar gesunken. Während 2001 noch 14,2 Prozent der Berufseinsteiger junge Frauen waren, schrumpfte dieser Anteil bis auf neun Prozent im vergangenen Jahr. Auch bezogen auf alle in der IT-Branche Beschäftigten ist die Quote weiblicher Mitarbeiter äußerst gering und in den letzten Jahren rückläufig. Laut der Bundesagentur für Arbeit ging der Frauenanteil von 20,4 Prozent im Jahr 2000 auf 18,7 Prozent 2008 zurück. Weibliche Führungskräfte sind kaum zu finden.
Die Gründe dafür, dass Frauen sich nur selten für IT-Berufe entscheiden, sind ebenso vielschichtig wie schwer zu belegen. So gelten unter anderem geschlechterspezifische Neigungen als Ursache. Während Männer sich dem Klischee nach eher für naturwissenschaftliche und technische Felder interessieren, fühlen sich Frauen eher zu kommunikativen oder kreativen Tätigkeiten hingezogen. Auch auf eine mangelnde Förderung von Mädchen und jungen Frauen im Unterricht oder das vermeintlich unattraktive Image der Branche wird verwiesen.
Noch ein weiterer Aspekt spielt eine Rolle: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. So sehen das auch weibliche IT-Führungskräfte, die auf der diesjährigen CeBIT die "Charta für die Talente der Zukunft" vorgestellt haben. In dem Papier der Initiative D21 erklären die Unterzeichnerinnen unter anderem, Programme zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen und Eltern bei der Work/Life-Integration zu coachen. Barbara Schwarze, die die Geschäftsstelle Nationaler Pakt für Frauen in Mint-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) leitet, meint: "Die flexiblen Arbeitszusammenhänge in der IT, in denen sich Teams oftmals weltweit zusammensetzen, bieten die Chance, Telearbeit zu nutzen und auf Vertrauensarbeitszeit zu setzen. Damit können Frauen und Männer Familie und Beruf besser in Einklang bringen, also auch mit Kindern ihre Karriere weiterverfolgen."