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Zwischen Ideal und Wirklichkeit

16.04.1999

Das Zusammenspiel zwischen IT-Abteilung und Anwendern innerhalb eines Unternehmens ist vom Idealzustand weit entfernt. Eigentlich sollte es so sein, daß die Benutzer ihre Wünsche äußern und die DV prompt darauf reagiert. Tatsächlich aber sind sich die Anwender uneinig über ihre IT-Anforderungen, erkennen nur allzu selten die im Alltag benötigten Funktionen und erwarten statt dessen Features, die sie so gut wie nie einsetzen werden. "Willkommen in der tiefen Kluft zwischen Ideal und Wirklichkeit" umschreibt Frank Hayes, Kolumnist bei der CW-Schwesterpublikation "Computerworld", aufgrund seiner 20jährigen Erfahrungen die Sicht eines IT-Mitarbeiters.Ideal wäre es, wenn das IT-Management neue Wege zur technischen Unterstützung von Geschäftsprozessen aufzeigt, Entwickler und Operatoren auf diese Aufgabe ansetzt und schließlich noch Berater für einmalige, weitgehend spezialisierte Arbeiten anheuert.

In Wirklichkeit sind IT-Manager in hohem Maße den Entscheidungen der Abteilungsleiter ausgeliefert. Gute Entwickler springen zwischen mehreren Projekten mit vorrangiger Dringlichkeit, ohne das dafür benötigte Training absolvieren zu können. Teure Berater übernehmen letztlich Routine-Arbeiten, die eigentlich vom hoffnungslos überlasteten IT-Personal erledigt werden müßten.

Idealerweise sollte ein Projekt, das klar erkennbar scheitern wird, auch wirklich gestoppt werden. Was zu tun bleibt, ist eine Analyse und die Suche nach alternativen Techniken.

Tatsächlich wird jedoch aus politischen Gründen an fehlgeschlagenen Projekten festgehalten. Eine Lösung glaubt man darin zu finden, die Projektleiter auszuwechseln, so daß sich die Probleme mit der alten Technik wiederholen und zu erneut hohen Kosten führen.

Ideal ist die Suche nach modernen DV-Techniken, die auch künftige Geschäftsprozesse mit hoher Produktivität unterstützen können.

In Wirklichkeit arbeitet man noch mit Cobol und Visual Basic. Die künstlich am Leben erhaltenen Legacy-Systeme sind oft älter als die russische Raumstation MIR mit ihren 13 Jahren.