Zwischen 800 und 2000 Mitarbeiter sollen 1996 gehen Apple muss Preispolitik mit Verlusten bezahlen

22.12.1995

MUENCHEN (CW) - Keine frohe Botschaft kommt aus Cupertino, dem kalifornischen Stammsitz von Apple: Ausgerechnet das Weihnachtsquartal werde man mit roten Zahlen abschliessen. Im neuen Jahr muessten darueber hinaus zwischen 800 und 2000 der insgesamt 14 000 Apple-Mitarbeiter entlassen werden.

Das letzte Jahresviertel ist wegen des Weihnachtsgeschaefts traditionell das beste Quartal fuer PC-Anbieter. Um so ueberraschter reagierten Industriebeobachter, als Apple-Chef Michael Spindler verkuenden musste, dass sein Unternehmen diesen Zeitraum - Apples erstes Geschaeftsquartal des Jahres 1996 - mit Verlust abschliessen werde. Daraufhin fiel die Apfel-Aktie an der Nasdaq um acht Prozent beziehungsweise drei Dollar auf 35,25 Dollar.

Als Erklaerung fuer die neuerlich schlechten Nachrichten kann der enorme Preisdruck gelten, dem sich Apple durch die Anbieter von PCs ausgesetzt sieht, die mit Intel-CPUs und Microsofts Windows- Betriebssystemen ausgestattet sind. Erst im August dieses Jahres brachte Apple neue Macintosh-Modelle auf den Markt und krempelte gleichzeitig seine Preispolitik um. Reduzierungen von bis zu 40 Prozent regten zwar die in den vergangenen zwoelf Monaten ohnehin kraeftige Nachfrage nach Macintosh-Rechnern an. Mit dem fuer Apple ungewohnten Preismodell brachen allerdings auch die Profitmargen zusammen. Das Weihnachtsquartal 1995 verlaeuft aber nach Aussagen von IDC-Analyst Heinz Unland wegen der schwaecheren Nachfrage aus Unternehmen fuer alle PC-Hersteller enttaeuschend.

Nunmehr steht die Spindler-Company vor der ungewohnten Situation, im dritten Quartal 1995 zwar erheblich an Marktanteilen zugelegt zu haben, trotzdem aber Verluste hinnehmen zu muessen. Nach Zahlen von Dataquest erklomm Apple in den USA im dritten Vierteljahr 1995 die Spitzenposition unter den PC-Herstellern. Das Marktforschungsunternehmen IDC sieht den Macintosh-Anbieter in diesem Zeitraum auch weltweit an erster Stelle. Allerdings bezieht sich letztere Aussage ausschliesslich auf Desktop-Systeme.

Die deutsche Apple-Sprecherin Theresia Wermelskirchen sagte, sie koenne zu den Entlassungen keine Angaben machen. Hiesige Arbeitnehmer wuerden aber kaum betroffen sein. Das negative Quartalsergebnis fuehrte sie auf den knallharten Preiskampf in Japan und momentan "verstopfte Kanaele" in den Vereinigten Staaten zurueck. Die Nachfrage nach Apple-Rechnern vermindere sich nicht. Man werde im letzten Vierteljahr 1995 aehnlich viele Systeme absetzen wie im gleichen Zeitraum 1994, "und das war ein Rekordquartal".

IDC-Analyst Unland glaubt allerdings, Apple werde vermehrt unter Druck geraten, weil auch die traditionell vom Mac-Unternehmen belegten Nischenmaerkte DTP und Werbung zunehmend von leistungsstarken Pentium- und Pentium-Pro-Maschinen unter Windows geentert werden. Im dritten Quartal 1995 besetzte Apple laut Unland in Deutschland mit 29 000 (1994 = 24 000) verkauften Notebooks, Desktops und Servern einen Marktanteil von 3,4 Prozent (1994 = 3,1) und damit den neunten Platz unter den PC-Herstellern