Big Blue will bis Jahresende 486er Systeme liefern:

Zweifel an IBMs 486er Ankündigung

30.06.1989

NEW YORK (IDG) - Die Technologie-Offensive der IBM mit einem 486-Upgrade für das PS/2-Modell 70 wurde von Anwendern und Markbeobachtern in den USA eher skeptisch aufgenommen. Zum einen seien die Erweiterungen nicht vor Jahresende lieferbar, andererseits würden sie unter der 386-Architektur keine echten Verbesserungen bringen.

Big Blue wollte nach Ansicht von Branchenkennern mit der Vorstellung der 486er Zusatzkarte gegenüber Mitbewerbern im PC-Markt wie Compaq zeigen, daß der Konzern auch zu technologischen Neuerungen fähig sei. Zum Preis von rund 10 000 Mark will das Unternehmen bis zum Jahresende eine Prozessorplatine liefern, die im Modell 70 A-2 l gegen die 386er Platine ausgetauscht wird. Dem Anwender steht dann nach IBM-Angaben die volle 486er Leistung zur Verfügung. Bei von IBM-Technikern durchgeführten Benchmark-Tests hat der 486er eine rund 40 Prozent höhere Leistung gezeigt als ein mit 33 Megahertz getakteter Compaq 386.

Vertreter von Konkurrenzunternehmen äußerten aber auch Kritik an IBMs Ankündigung. So erklärte Gary Stimac, Vice President of Engineering bei Compaq, daß es sich bei dem Announcement um einen Schnellschuß handele, denn die volle Leistungsfähigkeit des 486 werde noch gar nicht ausgenutzt. Schließlich sei die gesamte Speicherarchitektur des Modells 70 auf den 386er ausgelegt. Außerdem könne der Chip-Hersteller Intel die neuen Prozessoren nach Ansicht vieler Marktbeobachter bis zum Jahresende gar nicht in ausreichender Menge liefern. Bis dahin sei auch die Konkurrenz soweit, entsprechende Systemen auf den Markt zu bringen.

Vorsichtigen Optimismus zeigten Software-Entwickler, die hoffen, daß die neuen 486er Systeme zu einer schnelleren Verbreitung von OS/2 und des Presentation Managers beitragen. Erfreulich für US-Kunden der IBM war der Umstand, daß das Unternehmen dort auch den Preis für das PS/2-Modell 70 um 25 Prozent auf rund 9000 Dollar gesenkt hat.