Frankfurt als Messeplatz für Mikrocomputer:

ZweifeI am überregionalen Charakter

24.01.1986

Als das Konzept der ersten "Micro-Computer '85" der Effentlichkeit vorgestellt wurde, Iegten die Veranstalter besonderen Wert darauf, daß diese neue Veranstaltung als überregionale Fachmesse für die Anwendung von Mikrosomputern verstanden wird. Dennoch - so ergab eine CW-Blitzumfrage bei einigen Herstellern - gehen die Meinungen hier auseinander.

Einige Aussteller, die das erste EDV-Kind der Messe Frankfurt, die "Micro-Computer '85" mit aus der Taufe gehoben haben, sind 1985 nicht mehr dabei. Dafür sind einige neue dazugekommen, die den Stapellauf erst aus sicherer Entfernung beobachten wollten. Alles in allem: Was die Aussteller-Beteiligung betrifft, kann die Messeleitung nicht mit neuen Zahlen aufwarten. Es bleibt bei rund 160 Repräsentanten der Mikrocomputer-Szene.

Für ihr Fernbleiben von der diesjährigen Veranstaltung gaben Unternehmen wie Brother, Epson, Nokia, Olympia, Star Europe, Synelec, Toshiba und Quen Data fast einhellig den gleichen Grund an: "Diese Messe hat reinen regionalen Charakter, da brauchen wir uns nichts vorzumachen." Daß auch Besucher aus dem Süden und Norden bei der Erstveranstaltung dabei waren, sei nach Aussagen eines Ex-Ausstellers auf die übliche Neugierde bei solchen Premieren zurückzuführen gewesen. Dieser Mikrocomputer-Hersteller hat die Entscheidung für oder gegen Frankfurt gemeinsam mit den zuständigen Verkaufsleitern getroffen, die eine weitere Beteiligung in Frankfurt mit einem strikten "Nein" ablehnten.

Daß die Star Europe GmbH aus Eschborn nicht mehr nach Frankfurt reist, ist auch hier eine Entscheidung des Vertriebs: "Wir wollen unseren Messeetat nicht überstrapazieren und uns auf einige wichtige Aktivitäten konzentrieren." Der endgültige Messeplan für 1986 sei zudem noch nicht endgültig verabschiedet. Kritik auch von der Münchner Synelec Datensysteme GmbH: "Was als überregionale Messe angekündigt wurde, war nach unseren Erfahrungen dann doch nur eine auf den Frankfurter Raum begrenzte Veranstaltung mit vielen Händlern aus der Umgebung." Deshalb will sich dieser Hersteller jetzt nur noch auf die großen Ausstellungsplätze mit überregionalem Charakter beschränken. Denn: "Messen sind teuer und inzwischen gibt es die Tendenz, daß jede größere Stadt Deutschlands eine eigene Computer-Show haben will." Man könne ja nicht immer von einer Messe auf die anderes springen.

Verstärkt durch Händler auf solchen Veranstaltungen präsent zu sein, hat sich die Brother International GmbH in Bad Vilbel vorgenommen: "Wir waren bis jetzt auf sehr vielen Ausstellungen selbst vertreten und wollen jetzt einmal einen anderen Weg gehen." Fest eingeplant sind lediglich die Hannover-Messe sowie die Orgatechnik. Bei dem Rest sei noch nie das herausgekommen, was man sich eigentlich erwartet habe. Zum gleichen Ergebnis kommt die Nokia Information Systems in Starnberg bei München: "Wir werden nur noch an der Hannover-Messe, Systems und Orgatechnik teilnehmen. Diese kleinen regionalen Veranstaltungen haben sich für uns nicht gelohnt."

Die vorverlegte CeBIT-Messe ist der Grund, warum die Münchner Apple Computer den Frankfurter Veranstaltern für dieses Jahr abgesagt hat: "Wir haben in Hannover zwei Stände in verschiedenen Hallen, einmal in Halle 13 mit 180, und in Halle 16 mit 420 Quadratmetern und dazu noch eine Produkt-Neuankündigung, da wären wir mit einer Teilnahme auch noch in Frankfurt total überfordert."

Nicht ganz tatenlos zusehen konnten offensichtlich einige "Große" der Branche. Unter den Newcomern auf der Micro Computer '86 befinden sich jetzt Olivetti, Bull, Computergesellschaft Konstanz, Nixdorf Triumph Adler, Siemens, Mannesmann Tally und Compaq. Bei der Deutschen Olivetti waren es die Vertragspartner, die den Frankfurter Hersteller um eine Teilnahme an der Messe baten. Die Endkunden so zu Informieren und sie dann für einen Vertragsabschluß an die entsprechenden regionalen Händler zu verwelsen, sei schon Pflicht für einen erfolgreichen Hersteller.

Zielsetzung der Kölner Bull AG in Frankfurt ist, gemeinsam mit den Vertriebspartnern das professionelle Mikrocomputer-Angebot, also Lösungen, zu präsentieren. Durch das ständig steigende Messeangebot sei man nach Ansicht von Bull alle Jahre wieder gezwungen, gründlich zu selektieren. Auch die Münchner Compaq Computer GmbH tut sich in Frankfurt mit seinen regionalen Vertriebspartnern aus dem Rhein-Main Gebiet zusammen: "Wir glauben so den Messebesuchern eine qualifizierte Beratung bieten zu können."

Zu Testzwecken begibt sich die Computergesellschaft Konstanz nach Frankfurt: "Als Hersteller von Peripheriegeräten versuchen wir natürlich, an den Enduser und vor allem auch an Händler heranzukommen." Die CGK ist seit zwei Jahren nicht nur auf den bekannten Messe-Hochburgen vertreten, sondern auch auf kleineren Fachmessen.

Bei der Paderborner Nixdorf Computer AG gibt es seit etwa eineinhalb Jahren einen eigenen Micro-Vertrieb in Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart, München und seit Mitte April 1985 auch in Frankfurt. Die Micro-Computer '86 soll nun erstmals dazu benutzt werden, den Hersteller auch als Anbieter von Micro- und Personal-Computern bekannter zu machen. Wenn die Teilnahme erfolgreich verläuft, wollen die Paderborner auch nächstes Jahr wieder dabei sein. Hauptsächlich um potentielle Handelspartner und PC-Händler anzusprechen, hat sich Mannesmann Tally zur Frankfurter Veranstaltung begeben. Inwieweit es sich hier um ein mehr regionales Meeting handelt, soll durch diese erste Teilnahme eroiert werden.

Triumph-Adler begrüßt die bewegte deutsche Messeszene allgemein: "Wir sehen, daß hier dem positiven Beispiel aus USA gefolgt wird und man mehr und mehr dazu übergeht, sich bei solchen Veranstaltungen auf bestimmte Produkte und deren Anwendergruppen zu konzentrieren." Als rein regionale Veranstaltung sieht man bei der Siemens AG das Angebot der Messe Frankfurt. Um also die PC-Vermarktung des Geschäftsbereiches Hessen bezienungsweise Rhein-Main zu verstärken, wird Siemens Frankfurt erstmals einen Ausstellungsstand beziehen.

Nora Hormann