Zwei neue Superrechner runden Angebot des Marktführers abCray bringt leistungsfähigsten Supercomputer der Y-MP-Serie

12.04.1991

MÜNCHEN (Cw) - Zwei neue Supercomputerg darunter ein neues Top-end-Modell, hat die Cray Research Inc. jetzt vorgestellt. Die Systeme erweitern die Reihe Y-MP, sie sind für alle Supercomputer-Anwendungen geeignet.

Das neue Spitzenmodell Cray "Y-MP8E" kann mit vier bis acht CPUs konfiguriert werden. Es besteht aus zwei Gehäusen, in einem CPUs und Hauptspeicher, im anderen sind, das I/O-Subsystem und Halbleiterspeicher untergebracht. Nach Cray-Angaben bietet die Y-MP8E die beste I/O-Leistung, die zur Zeit am Markt verfügbar ist. Im I/O-Subsystem können bis zu acht Cluster untergebracht werden, die den Datentransfer von Hochgeschwindigkeitsplatten verarbeiten können. Jeder Cluster unterstützt bis zu 16 Kanaladapter, über die sich Platten, Bandspeicher und Kommunikationsleitungen anschließen lassen. Verbindet man den Rechner mit dem ebenfalls neuen Plattensystem "DD-60", hat die Y-MP8E eine Plattenkapazität von mehr als einem TB.

Für Supercomputer-Anwender, die eher Wert auf ein günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis legen, hat Cray Research das Modell "Y-MP81" konzipiert. Es bietet etwa die gleiche Leistung wie eine herkömmliche Acht-Prozessoren-Konfiguration der Y-MP-Serie. Durch Platzsparende Bauweise und höhere Integration bei der Fertigung konnte das System in einem kleineren Gehäuse untergebracht werden. Das I/O-Subsystem ist im CPU-Gehäuse integriert, es unterstützt insgesamt 16 Kanaladapter.

Beide Systems laufen unter dem Cray-Betriebssystem Unicos, einem auf Supercomputer-Anforderungen abgestimmten Derivat des Unix System V. Die Auslieferung der Rechner soll im Juni beginnen.

Mit den neuen Y-MP-Modellen rundet Cray seine Palette an kleinen und großen Supercomputern weiter ab. Bereits ins vergangenen Frühjahr präsentierte der Größtrechner-Hersteller aus Chippewa Falls im US-Bundesstaat Wisconsin die Einstiegsmodelle "Y-MP2E".

Die sowohl als wasser- als auch in einer luftgekühlten Version verfügbaren Entry-level-Supercomputer bieten nach Unternehmensangaben völlige Kompatibilität zu den großen Y-MP-Brüdern, das heißt, daß etwa 300 Anwendungspakete genutzt werden können.

Außerdem hatte Cray bereits im April 1990 die 100prozentige Übernahme des Minisupercomputer-Herstellers Supertek Computers Inc. bekanntgegeben. Damals versprach man Anwendern, die S-1-Rechner von Supertek seien Bit-kompatibel zu den X-MP-Zahlenfressern von Cray, zudem wollte man Unicos auf die S-1-Maschinen portieren, während Supertek selbst an einem Y-MP-kompatiblen Nachfolgesystem arbeiten würde.

Unklar ist hingegen nach wie vor, wann mit dem Y-MP-Nachfolgesystem "C90" gerechnet werden kann. Dieser Superrechner soll im Gegensatz zu den jetzt vorgestellten Y-MP8E-Computern auf maximal 16 CPUs ausgebaut werden können. Die Zykluszeit des kurz vor der Vollendung stehenden C9O-Modells soll nach Meinung von Fachleuten, nur noch vier Nanosekunden betragen, als Spitzenleistung rechnet man mit etwa 24 Gflops. Die Erwartungen an eine kurz bevorstehende Ablösung der Y-MP-Linie durch die C9O-Rechner waren auch durch die neue Arbeitsplatz-Beschreibung von Cray-Mann Steve Nelson ausgelöst worden. Den nämlich hatte Cray-Boss John C. Rollwagen auf ein anderes - und für Cray geradezu (r)evolutionäres - Projekt angesetzt: die Entwicklung eines massivparallelen Rechners. O-Ton Rollwagen im Herbst 1990: "Das C-90-Projekt entwickelt sich sehr erfolgreich von der Designin die Prototypphase. Deswegen können wir Nelson für die neue Aufgabe freistellen."

Auch Siegfried Eckert, Leiter des Vertriebs bei der Cray Research GmbH in München, wollte das Interesse von potentiellen Y-MP-Käufern nicht zu einseitig auf die neuen C90-Systeme lenken, doch konnte auch er nicht umhin, von der erfreulichen Entwicklung der Arbeiten an dem Y-MP-Nachfolger zu sprechen.