IDC-Umfrage: Anwender lassen sich Zeit

Zurückhaltung bei Windows-2000-Migration

01.03.2002
FRAMINGHAM (IDG) - Die meisten Microsoft-Kunden sind mit dem Thema Migration auf Windows 2000 beziehungsweise XP konfrontiert. Vor allem die Komplexität der Active-Directory-Einführung macht dabei zu schaffen.

Die Marktforscher von IDC hatten über 300 US-amerikanische Unternehmen befragt, die Windows NT und 2000 einsetzen. Die Umfrage brachte zutage, dass 36 Prozent der Verantwortlichen die Windows-2000-Migration wegen der Komplexität des Verzeichnisdienstes Active Directory (AD) hinauszögern. Erst neun Prozent haben den Rollout abgeschlossen. Auch beim Umstieg auf Windows XP und die kommenden .NET-Server-Systeme herrscht derzeit noch Zurückhaltung. Dennoch planen 95 Prozent der Befragten das Upgrade auf die nächste Windows-Generation, 85 Prozent davon wollen Active Directory einführen.

IDC-Analyst Al Gillen fand nicht nur technische Gründe für die Verzögerungen: "In vielen Fällen liegt es an der internen Politik oder organisatorischen Hürden. Typischerweise geht es dabei um Fragen wie etwa, wer Unternehmensdaten managen darf und wie das Verzeichnis strukturiert sein soll."

Beispielhaft zeigt dies ein Fall am Northern Alberta Institute of Technology in Edmonton. Während die Beschäftigten bereits mit Active Directory arbeiten, müssen die Studenten weiterhin bei NT 4.0 bleiben. Grund hierfür ist die Weigerung des IT-Managements, schriftlich zu garantieren, dass die Mitarbeiter nicht die Kontrolle über Zugriffsrechte und User-Management verlieren.

Eine weitere Bremse für Windows 2000 ist der anstehende Generationswechsel zu den .NET-Servern. Viele Anwender schielen bereits auf die neue Active-Directory-Version, die eine Reihe von Verbesserungen verspricht. Dazu zählen das Umbenennen von Domains, das Management von Gruppenmitgliedschaften sowie Vertrauensbeziehungen über Verzeichnisbäume (Forests) hinweg. Hinderlich für den Umstieg auf Active Directory ist vielfach auch das Vorhandensein von alten Windows-Systemen.

Nach Microsofts Umstellung auf das umstrittene Lizenzmodell "License 6.0" hegen nur wenige IT-Verantwortliche Abwanderungsgedanken. Etwa 15 Prozent der Anwender wollen Alternativen wie Linux prüfen.

Die Ergebnisse der IDC-Erhebung in den USA lassen im Übrigen auffallende Parallelen mit dem Stand der Migration in Deutschland erkennen. Auch hierzulande waren nach Erkenntnissen der Giga Information Group viele Unternehmen zu optimistisch. So rechneten 1999 35 Prozent der Unternehmen damit, dass der Umstieg auf Windows 2000 im Jahr 2001 vollzogen sei. Die Überprüfung des Ist-Stands im August letzten Jahres ergab, dass bis dahin lediglich zehn Prozent der Firmen tatsächlich migriert sind. (wm)

Abb: Zögerlicher Umstieg

Verfrühter Optimismus: Viele Firmen konnten die ehrgeizigen Migrationspläne von 1999 auf Windows 2000 und Active Directory nicht durchhalten. Quelle: Giga Information Group