Die Endabrechnung

Zurück zu den Wurzeln?

17.12.2009
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Vom einstigen Glamour der IT ist kaum etwas übrig geblieben. Das Jahr 2009 stand unter dem Vorzeichen nüchterner Kosten-Nutzen-Betrachtung.
Karin Quack, COMPUTERWOCHE-Redakteurin
Karin Quack, COMPUTERWOCHE-Redakteurin

Die Informationstechnik entwickelt sich in einer Spiralbewegung: von monolithischen Strukturen über die Dezentralisierung zur Virtualisierung, also der Rezentralisierung auf einer höheren Stufe; von einer 90-prozentigen Fertigungstiefe über die teilweise komplette Auslagerung von Betrieb und Entwicklung zum Insourcing und/oder selektiven Outsourcing; von der Individualprogrammierung über den SAP-Standard zur Erkenntnis, dass hier oder dort vielleicht doch noch Eigenentwicklung notwendig ist; vom finanziellen Freibrief über die extreme Sparwut zum messbaren Wertbeitrag für das Unternehmen; von Einsen und Nullen über Hypes und Hysterien zur Abwägung und Priorisierung; vom IT- und RZ-Leiter als Geheimwissenschaftler über den "C-Level-Executive" zum Prozess- und Effizienzverantwortlichen mit Business-Hintergrund und technischem Know-how.

Diese Liste ließe sich noch ein gutes Stück verlängern. Und hier oder da wird sie sicher Widerspruch hervorrufen. Was heißt hier: Effizienzverantwortlicher? So dürfte sich beispielsweise der eine oder andere CIO fragen. Haben die IT-Chefs nicht lange genug dafür gekämpft, als Berater des Business anerkannt zu werden?

Diese Frage ist berechtigt. Aber genauso ist es die Gegenfrage: Welche Kompetenz berechtigt den CIO eigentlich zu dieser Beraterfunktion? Kennt er den Markt genauer als der Vertriebsvorstand? Kann er besser mit Geld umgehen als der Finanzvorstand? Weiß er mehr über Unternehmensführung als der CEO? Vermutlich nicht. Aber er hat seinen Management-Kollegen eines voraus: Er kennt die Schwachstellen in den betrieblichen Abläufen, oder er sollte sie zumindest kennen, und er weiß, wie er sie beseitigen könnte - mit organisatorischen und technischen Mitteln. Das klingt nicht besonders sexy, dürfte aber der Wahrheit sehr nahe kommen.

Die CIO-Themen des Jahres

Alles in allem waren die CIO-Themen des abgelaufenen Jahres denn auch nicht glamourös. Web 2.0 interessierte die IT-Chefs nur am Rande, Cloud Computing wurde mehr oder weniger wohlwollend als Option begutachtet, löste aber kein unstillbares Informationsbedürfnis aus. Die Aufmerksamkeit der COMPUTERWOCHE-Leser erregten vor allem Schlagwörter wie "Vereinfachung", "Compliance" und "IT-Sicherheit" sowie Methoden und Standards wie Itil oder Prince2.

Manch einer mag das ernüchternd finden. Er darf sich mit der Hoffnung trösten, dass die IT das Ende der Spirale vermutlich noch längst nicht erreicht hat. Vielleicht lässt der nächste Hype nur ein wenige länger auf sich warten. Oder die CIOs haben gelernt, ihm zu widerstehen.

Womit sich die IT-Verantwortlichen in diesem Jahr sonst noch herumschlagen mussten, lesen Sie hier: