Karrierechance oder Sackgasse?

Zurück in die alte Firma

19.04.2012
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Kontakt halten via Social Media

Wieder anklopfen kann aber auch, wer als IT-Experte betriebsbedingt gekündigt wurde. "Unternehmen, die gezwungen waren, fähige, erfahrene und hochqualifizierte Mitarbeiter zu entlassen, müssten Ehemalige eigentlich willkommen heißen", meint Gerhard Humbert, Headhunter von HSC Personalmanagement in Niedernhausen. Voraussetzung Nummer zwei für eine erfolgreiche Rückkehr ist, im Gespräch zu bleiben. Dass Fach- und Führungskräfte sich wieder beim ehemaligen Arbeitgeber bewerben, sei nichts Neues in der Consulting-Branche, sagt Cirquent/NTT Data-Personalleiter Uwe Kloos. "Eine professionelle Netzwerkpflege ist hier das A und O."

Soziale Medien machen es einem leicht, Kontakte zu unterhalten. So erfährt man schnell, was sich in der Ex-Firma zuträgt, etwa wenn eine Stelle frei wird. Führungskräfte, die laut Kloos den Faden zu ehemaligen Mitarbeitern nicht verlieren, können schnell nachhaken, sofern sich die Chance für ein Comeback ergibt. Das muss nicht immer sofort klappen, wie das Beispiel von Simon Mitchell zeigt. Der auf Finanzwesen und Controlling spezialisierte SAP-Berater hatte sich 2009 von Atos getrennt, als ihm eine in seiner Heimatstadt Regensburg ansässige Kundenfirma ein verlockendes Angebot unterbreitete. Doch der Schein trog, Mitchell klopfte erneut bei Atos an - leider ohne Erfolg: Einstellungsstopp. Nach einem Intermezzo bei der Allianz kehrte er schließlich Anfang 2012 zu Atos zurück.

Headhunter Gerhard Humbert rät nur dann zu einem Comeback, wenn dadurch eine positive Weiterentwicklung stattfindet.
Headhunter Gerhard Humbert rät nur dann zu einem Comeback, wenn dadurch eine positive Weiterentwicklung stattfindet.
Foto: Dr. Gerhard Humbert, HSC

Dass Comebacker die Suche nach qualifizierten IT-Kräften auf einen Schlag lösen, wie die Beispiele suggerieren, wäre vermessen anzunehmen. Doch angesichts des derzeit niedrigen Personalangebots, meint Headhunter Humbert, "denkt jeder Personaler darüber nach, welches Potenzial er noch heben könnte." Wer als IT-Profi ein Comeback in Erwägung zieht, begebe sich keineswegs in eine Sackgasse. "Für den Lebenslauf ist es nicht nachteilig, wenn man zweimal im selben Unternehmen gewesen ist. Das spricht für ein gutes Arbeitsverhältnis."

Humbert würde ein Comeback durchaus empfehlen, wenn das frühere Ausscheiden "betriebsbedingt statt aus persönlichen Gründen erfolgt war und die Rückkehr sich im Lebenslauf als positive Weiterentwicklung darstellt". Vermieden werden sollte hingegen der Eindruck, der Kandidat sei "betriebsblind und fühle sich nur bei diesem Unternehmen wohl".