Social Collaboration

Zur Sache, Mittelstand!

03.03.2015
Von 
Siegfried Lautenbacher ist seit 1989 unternehmerisch in der IT-Branche tätig. Zur Jahrtausendwende übernahm er die Geschäftsleitung für die Beck et al. Services GmbH – einem international agierenden IT-Services Unternehmen – das seine Leistungen an der Schnittstelle zwischen IT und Business ausrichtet. Social Collaboration und dessen Auswirkungen auf den Arbeitsplatz der Zukunft  sind zentrale Säulen des Leistungsprofils sowie der eigenen Unternehmenskultur von Beck et al. Services. Siegfried Lautenbacher ist Mitgründer des Start-ups Valuescope. Es bietet Services im Bereich von Social Media Analysis und Sales Intelligence an.
Kollaborative Arbeitsformen lösen langsam vorgestanzte Strukturen auf und bieten gute Chancen für eine Neuausrichtung. Jetzt müssen die Firmen nur noch mitziehen.
Mit Social Collaboration wird es noch einfacher, mit den Kollegen anderer Abteilungen und Bereiche zusammenzuarbeiten.
Mit Social Collaboration wird es noch einfacher, mit den Kollegen anderer Abteilungen und Bereiche zusammenzuarbeiten.
Foto: MyFuture, Shutterstock.com

Cloud als Treibstoff und die digitale Strategie als der Motor für den digitalen Wandel. Diese vielzitierten Prognosen scheinen den deutschen Mittelstand noch wenig zu beeindrucken und zum Handeln zu veranlassen. Vielmehr fühlen sich mittelständische Unternehmen von der Parole des digitalen Wandels regelrecht getrieben. Zu diesem Schluss kommt das IT-Beratungshaus Crisp Research, das in seiner Studie "Digital Transformation Readiness" 100 Mittelstandsmanager nach ihrer Bereitschaft zur Neuorientierung ihres Geschäftes befragt hat.

Man mag es kaum glauben: der deutsche Mittelstand, in der ganzen Welt für gutes und solides Unternehmertum, hohe Qualität und Umsetzungsstärke angesehen und geschätzt, bleibt auf einmal tatenlos? Lieber weitermachen wie bisher, als Treiber für ein neues Geschäftsmodell zu werden? Und bei Weltmarktführern fällt diese Einstellung ungleich stärker ins Gewicht. Gerade die standortübergreifende Vernetzung, verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit, Wesensmerkmale von Social Collaboration, bilden das Fundament für die Veränderung der Arbeitsabläufe und -prozesse, und machen agil für einen neuen Wettbewerb.

Folgende Punkte verdeutlichen, warum gerade der Mittelstand die besten Voraussetzungen für eine Digitalisierung mitbringt:

Fachübergreifende Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Mit Social Collaboration wird es noch einfacher, mit den Kollegen anderer Abteilungen und Bereiche zusammenzuarbeiten. Richtig effektiv wird es dann, wenn damit gleichzeitig Wissenssilos aufgelöst werden und jeder unabhängig von seiner Zuständigkeit und Position an einer Aufgabe mitarbeiten kann. Das bringt schneller Ergebnisse und macht sie besser.

Mitarbeiter bestimmen ihre eigene Produktivität
Schon allein auf Basis einer digitalen Infrastruktur, den Besitz von eigenen Produktionsmitteln und die Entscheidungshoheit der Communities über den Ressourceneinsatz sind Mitarbeiter motivierter bei der Sache. Verbunden mit der zeitlichen und räumlichen Mobilität können sie zudem ihre Tätigkeit sehr flexibel ausführen. Damit bestimmen sie ihre eigene Produktivität und die des Arbeitgebers gleich mit.

Mitarbeiter managen sich und ihre Aufgaben selbst
Der Mittelstand pflegt von Haus aus direkte Kommunikationswege. Social Collaboration befähigt die Mitarbeiter zusätzlich, ihr Wissen unmittelbar und schnell unabhängig von Kompetenzen und Positionen im Team zu teilen. Dieser Kommunikationsprozess kann und soll nicht mehr vom Unternehmen gemanagt werden.

Mitarbeiter-Vertretungen rechtzeitig an Bord holen
Die Einführung von Social Collaboration bedeutet auch eine neue Form der Zusammenarbeit mit der Mitarbeitervertretung. Dabei entstehen Fragen, die gemeinsam mit den Beschäftigten und ihren Vertretungen zu klären sind. Werden sie von Anfang an eingebunden, so ergeben sich aktive Promotoren für die gemeinsame Sache.

Führen als Coach nicht als Kontrollfreak
Im Vergleich zu Konzernen haben mittelständische Unternehmen den Vorteil, nicht so hierarchisch zu sein. Das kommt der mitarbeiterorientierten Führung bei der kollaborativen Arbeitsweise sehr entgegen. Führungskräfte sollten ihren Mitarbeitern auf Augenhöhe begegnen, ihnen zuhören, sie herausfordern und auch immer wieder ermutigen. Ein allpräsenter Chef, der seine Mitarbeiter gnädig mit wohldosierten Informationen versorgt, damit sie ihren Job erledigen können, gehört damit der Vergangenheit an.

Mit einem maßgeschneiderten Piloten starten
Die Auswahl der richtigen Plattform und der entsprechenden Tools ist ein kritischer Erfolgsfaktor für die Einführung von Social Collaboration. Im Mittelstand aber prinzipiell gut zu erreichen, da die Strukturen im Unternehmen nicht sehr komplex sind. Empfehlenswert: ein auf die Unternehmensbedürfnisse angepasster Pilot.

Aktives Einbeziehen des Kunden von Anfang an
Auf die Kunden kommt es an. Für den Mittelstand ist es besonders wichtig, sie von Anfang an in die Geschäftsprozesse einzubeziehen. Das kann besonders einfach dadurch geschehen, dass sie um ihre Meinung gefragt und dazu auf die Plattform geholt werden. Damit gelingt es, innovative Ideen zu destillieren und konstruktives Feedback zu bekommen. Und aus eigenen Fehlern zu lernen.

Die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt
Mittelständische Betriebe sind lokal in ein enges Beziehungsgeflecht und in ein dynamisches Umfeld eingebunden. Daraus können sie einen unmittelbaren Vorteil ziehen, wenn es ihm gelingt, die entscheidenden Informationen zu destillieren und an die richtigen Mitarbeiter und Teams weiterzuleiten.

Systematisch voneinander lernen
Auch das Social Learning ist mit einer Social Collaboration Plattformen im Mittelstand relativ einfach zu gestalten. Durch die überwiegend praktisch ausgerichtete betriebliche Fortbildung ist diese Art des Lernens entlang der Prozesse, der Gruppen und im Bereich der Zusammenarbeit von Teams leicht zu integrieren. (bw)