Zur Diskussion gestellt

29.07.1977

Hier hat die CW ein Forum installiert, in er regelmäßig aktuelle und spezielle Tagesfragen in unmittelbarer Kommunikation beantwortet werden sollen. Es geht um Themen, die der eine oder der andere EDV-Mann längst genial im Griff hat, die aber für andere Betroffene eine schier nicht zu knackende Nuß darstellen: Haben Sie eine Lösung? Haben Sie ein Problem? Schreiben Sie uns!

Zu ihrer Diskussion über ET-Technik kann ich möglicherweise gerade darum produktiv beitragen, weil ich das letzte Mal vor 13 Jahren, und dann auch noch in Assembler, programmiert habe und der modernen Software-Raffinesse mit der Skepsis des Uneingeweihten gegenüberstehe.

Wie würde ich eine ET-Auflösung von Hand stricken, wenn ich einen Verzweigungsbaum vermeiden will? Nun, ganz einfach mit einem Steuerungssystem von Wertsummen aus Zweierpotenzen. Wenn beispielsweise in einer ET 5 Kriterien zu berücksichtigen sind, so werden ihnen im Prüfteil meiner ET-Modul die Punktwerte 16, 8, 4, 2 und 1 zugeordnet, die im Falle von "JA" in einen Zähler addiert werden. (ES müssen immer alle 5 Prüfungen durchlaufen werden.) Damit wird jede Merkmalkombination durch eine Wertsumme zwischen 0 und 31 eindeutig charakterisiert.

Anschließend werden im Auswertungsteil in Abhängigkeit von der Wertsumme die (bis zu) 32 verschiedenen Aktionen angesteuert. Besonders vorteilhaft ist es, daß im Programm diese Aktionen leicht ausgetauscht werden können Gruppen von Wertsummen zusammengefaßt werden, wenn dieses die übersichtlichere Lösung ist. Dazu sollten natürlich die Punktwerte entsprechend dem Gewicht der Kriterien angeordnet werden.

Das von Dr. W. Heilmann in der CW vom 12. 6. 77 gebrachte Beispiel ist zur Illustration bestens geeignet. Setzt man die dort auf Seite 10 gezeigte Entscheidungstabelle in Text um, so lauten die Regeln: "Wird die Qualitätsnorm nicht erfüllt, so ist eine weitere Bestellung ausgeschlossen. Nächst wichtig ist die Termintreue. Ihre Nichteinhaltung führt ebenfalls zum Ausschluß, es sei denn, daß sowohl Preis- als auch Mengentreue vorliegen. Werden alle vier Kriterien positiv beurteilt, so wird der Lieferant automatisch beibehalten. In den übrigen Fällen werden Vergleichsangebote eingeholt."

Damit bietet sich die folgende Punktreihe an:

JA NEIN

Qualitätsnorm 8 0

Termintreue 4 0

Preistreue 2 oder 1 0

Mengentreue 1 oder 2 0

Im Auswertungsteil sind dann für die Steuerung folgende Wertsummen anzusetzen:

größer als 14: Beibehaltung

größer als 10: Vergleichsangebot

Rest: keine Bestellung mehr

Es leuchtet ein, daß bei diesem Verfahren eine Änderung der Geschäftspolitik (andere Gewichtung der Kriterien, andere Abgrenzung der Konsequenzen) überaus leicht eigentlich sogar nur in die Steuerungsgrößen, umgesetzt werden kann.

Tilo Kopp, Moorkamp 1, 2000 Hamburg 6