Spar-Zentrale Südbayern, Pfaffenhofen:

Zum POS in verträglichen Schritten

23.04.1976

Herbert F. W. Schramm, freier EDV-Fachjournalist, berichtet exklusiv für CW über drei Beispiele von Datenerfassung am Ursprungsort

Der Einzelhandel bereitet sich heute auf "Warenwirtschaftssysteme mit artikelbezogener Datenverarbeitung" vor, was für die führenden Unternehmen mit Sicherheit den Schritt in die

EDV bedeutet. Dadurch lassen sich im täglichen Massengeschäft mit Tausenden von Artikeln besonders aktuelle und zuverlässige Daten für die Einkaufsdisposition, Geschäftsführung und auch Informationen über den Geldfluß gewinnen. Aber bis zur Realisation solcher Systeme besteht noch eine beachtliche Zeitreserve. Abgesehen von Kompromißlösungen, die den Kunden belasten, muß noch eine wichtige Voraussetzung geschaffen werden. Weil die artikelbezogene Datenerfassung arbeits- und kostenmäßig das Hauptproblem

darstellt, ist eine einheitliche Hersteller-Artikelauszeichnung vorauszusetzen. Mit ihrer Hilfe, so rechnet man, kann in einigen Jahren die Datenerfassung an den Kassenlinien der Märkte dank Strich-Code-Lesung mit Scannern und Lesestiften automatisiert werden. Eine wachsende Reihe von Großunternehmen des Handels hält es nicht für sinnvoll, auf diesen Zeitpunkt zu warten. Zu jenen Betrieben, welche die verbleibende Frist für einen Lernprozeß mit den heute rationellen Datensystemen nutzen, gehört die Spar-Zentrale Südbayern. In ihren Panorama-Einkaufszentren hat sie mit Kassenterminalsystemen NCR 726/255 schon heute leistungsfähige POS-Systeme zur Verfügung.

Der jüngste Verbrauchermarkt gibt ein Beispiel. In Pfaffenhofen/Ilm gelegen, passieren ihn täglich zwischen 1500 und 2500 Kunden, in Spitzenzeiten bis 300 Käufer. Von den insgesamt 30 000 Artikeln entfallen rund 6000 auf den Food-Bereich.

Zur Warengruppenkontrolle und -datenerfassung ist ein nur dreistelliger Gruppenschlüssel entwickelt worden. Damit lassen sich durch die Direkttasten und numerischen Tasten der acht installierten Kassenterminals die Geld-, Waren- und Leistungsbewegungen aus den meisten Sortimentsbereichen erfassen. Anders geht man bei den "Schnelldrehern" im Sortiment vor. Denn für die rund 300 Artikel mit der höchsten Umschlagshäufigkeit kann eine artikelbezogene Datenerfassung und -verarbeitung erfolgen, ohne daß hierbei voluminöse Artikelnummern und Preise an den Kassen einzugeben sind. Für viele Artikel benutzen die Kassierer Direkttasten, für andere maximal dreistellige Nummerneingaben. Die Preise werden automatisch aus einem Speicher des zentralen Rechners abgerufen.

Damit bleibt die Arbeitsbelastung der Kassierer relativ gering und ihre Kassenleistung hoch, obwohl die Geschäftsleitung bereits mit dieser niedrigen Ausbaustufe des Systems eine Vielfalt von Informationen gewinnt. Zu ihnen gehören die Tagesumsätze und Periodenumsätze, gegliedert nach Mehrwertsteuersätzen, der tägliche und Periodenumsatz nach Warengruppen mit Errechnung des Anteils am Gesamtumsatz in 140 Warengruppen, die wöchentliche Kassierer-Abrechnung mit Geld- und Leistungskontrolle, außerdem Übersichten zur Kundenfrequenz sowie zum Tages- und Periodenumsatz in Stück/DM bei den "Schnelldrehern".

Die Geldverantwortung der Kassierer kann nun durch jederzeitige Abschöpfung begrenzt werden. Vor allem aber kann der Betrieb auf einen mehrtägigen Kassierer-Abrechnungsrhythmus übergehen. Durch weitere Ausbaustufen ist das System entwicklungsfähig: wenn es dieser Anwender für richtig hält, bis hin zur komplett artikelbezogene DV mit Preisabruf von Plattenspeichern und Datenerfassung mit Lesestiften

und Scannern. In verträglichen Schritten wird die Anlage zunächst durch Bandkassetten zur simultanen Datenerfassung für die zentrale Datenverarbeitung erweitert. Ohne Probleme wird auch die höchste Ausbaustufe erreicht werden, die plattenorientierte Terminalbenutzung an den Point of Sales.