Karriere machen

Zum Coaching - aber zu welchem?

26.03.2013
Von 
Michael Schweizer ist freier Autor in München.

Qualitätsprobleme

Coachs sind eloquente Leute, die unterhaltsam über Kollegen zu schimpfen wissen. Manchmal fallen dabei bekannte Namen. Vier Vorwürfe hört man immer wieder: Viele Coachs haben zu wenig Erfahrung in anderen anspruchsvollen Berufen; sie haben wenige Klienten, also wenig Praxis; sie haben keine gute Ausbildung als Coach; sie haben zu wenig professionelle Selbsterfahrung gesammelt, sich also nicht ausführlich gegenüber einem Ausbilder in die Rolle des Klienten begeben. Coach ist kein geschützter Begriff, jeder darf sich so nennen.

Zahlreiche Fachverbände versprechen Abhilfe. Die meisten Mitglieder, darunter viele bekannte, hat der Deutsche Bundesverband Coaching (DBVC). Die Aufnahme als Associate Coach, Coach oder Senior Coach kostet einmalig 1500 Euro, der Jahresbeitrag beträgt 660 Euro.

Der Deutsche Coaching Verband (DCV) ist der zweitgrößte Verband. Er vergibt die Zertifikate Coach (DCV), Senior Coach (DCV) und Lehrcoach (DCV). Die Gebühren betragen 300, 500 und 1000 Euro, die Mitgliedschaft kostet im Jahr 300 Euro. Die Kriterien für die Zertifikate ähneln den Mitgliedschaftsbedingungen des DBVC, sind aber teilweise genauer und strenger. Wer Coach (DCV) werden will, muss unter anderem fünf Jahre passende Berufserfahrung, 200 Präsenzstunden Coaching-Ausbildung, 50 Stunden professionelle Selbsterfahrung nachweisen, drei Referenzen und ein schriftliches Konzept vorlegen sowie ein Aufnahmegespräch bestehen.

Anja Mumm, Coach: "Ich gehe alle vier bis sechs Wochen zur Supervision. Manche älteren Kollegen glauben, sie hätten das nicht mehr nötig."
Anja Mumm, Coach: "Ich gehe alle vier bis sechs Wochen zur Supervision. Manche älteren Kollegen glauben, sie hätten das nicht mehr nötig."
Foto: Privat

"Wenn alle, die sich Coach nennen und unser Coaching-Verständnis ungefähr teilen, sich nach unseren Richtlinien zertifizieren lassen müssten, kämen wir auf eine Ablehnungsquote von 40 Prozent, wenn nicht sogar höher", schätzt Anja Mumm, Sprecherin der Zertifizierungskommission und Coach ("Training und Coaching mit System") in München. "Vielen fehlt es zum Beispiel an der von uns verlangten Selbsterfahrung. Ich gehe alle vier bis sechs Wochen zur Supervision. Manche Neulinge können sich das nicht leisten, manche älteren Kollegen glauben, sie hätten es nicht mehr nötig."

Jeder Euro gut angelegt

Das Münchner Unternehmen Gruendungszuschuss.de hat sich auf Beratung und Coaching von Gründern spezialisiert. Andreas Lutz, einer der Betreiber, nennt als typischen Stundensatz 75 bis 90 Euro für eine Einzelberatung, auch Gruppencoachings sind möglich. Lutz kennt das Szenario auch von der anderen Seite: "Mein erstes Coaching habe ich vor 15 Jahren in Anspruch genommen. Ich hatte eine neue Anstellung gesucht, aber auf meine Bewerbungen keine Einladungen erhalten. Nach wenigen Sitzungen mit einem sehr guten Coach haben mir die Unternehmen hinterher telefoniert." Auch später ließ er sich wiederholt coachen: "Jeder Euro, den ich dafür ausgegeben habe, war gut investiert." (am)

Ein guter Coach ...

... verspricht nichts Unrealistisches. Persönlichkeit lässt sich in den Grundzügen nicht verändern, nicht vorhandene Talente lassen sich nicht entwickeln. Trainierbar sind Verhaltensweisen (Ärger ansprechen statt schmollen), Techniken (Präsentieren, Verhandeln) und Reflexion (Was will ich wirklich? Was verspreche ich mir davon? Was kann ich dafür tun?).

... informiert offen und präzise über sein berufliches Vorleben (Unternehmen, Branchen, Positionen) und seine Erfahrungen als Coach (Zahl der bisherigen Klienten und Coaching-Stunden, Ausbildung, Methode).

... übernimmt nur Aufträge, denen er gewachsen ist. Wenn nötig, verweist er auf anders spezialisierte Coachs, Therapeuten oder Ärzte.

... trifft klare Vereinbarungen über Ziel, Dauer, Methoden und Kosten des Coachings. Wünscht der Klient ein zeitlich unbegrenztes Coaching (Sparringspartnerschaft), sollte auch das explizit geregelt sein.

... kann mit dem Klienten eine empatische Beziehung aufbauen.

... manipuliert nicht, sondern orientiert sich strikt am Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe.

... passt zu Ihnen: Sie finden es angenehm, offen zu ihm zu sein.