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Zukunftspreis für "Labor auf dem Chip"

12.11.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bundespräsident Horst Köhler hat den Zukunftspreis einem Forscher-Team verliehen, das ein Labor in Chipgröße entwickelt hat. Am Donnerstag nahmen Rainer Hintsche vom Itzehoer Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie (ISIT), Walter Gumbrecht von der Erlanger Siemens AG und Roland Thewes von der Münchner Infineon Technologies den mit 250.000 Euro dotierten Preis in Berlin entgegen.

Die Preisträger (von links): Walter Gumbrecht, Rainer Hintsche und Roland Thewes (Foto: Büro Deutscher Zukunftspreis).

Das Chip-Labor ist in der Lage Stoffe wie Krebs auslösende Viren, Hormone, Antibiotika oder Gifte zu erkennen und diese über ein elektrisches Signal anzuzeigen. Dazu wird die Hälfte eines DNA-Doppelstrangs (Desoxyribonukleinsäure) der gesuchten Substanz auf einem Chip befestigt. Sie ist nachgewiesen, sobald das fehlende Gegenstück andockt, so die Wissenschaftler. Dazu werden die Fängermoleküle mit einer Art Tintendrucker auf an einem herkömmlichen Siliziumchip befestigten Goldkontakten aufgebracht. Sobald sich entsprechende DNA-Teile an den Fänger binden, spalten Enzyme elektrisch leitende Teilchen ab, so dass ein messbarer Strom fließt.

Bild: Siemens

Das ISIT erweitert diese Plattform für biochemische Messtechnik zusammen mit der aus dem Institut ausgegründeten Firma eBiochip Systems GmbH unter anderem um portable Geräte die zur Kontrolle von Lebensmitteln auf Schadstoffe oder zur Identifizierung von Krankheitserregern im menschlichen Umfeld dienen. Siemens will unter der Bezeichnung "Quicklab-System" eine Chipkarte in der Größe eine Scheckkarte entwickeln, die beim Arzt und in klinischen Labors zum Einsatz kommen soll. Die Chipkarte wird dabei in eine notebookgroße Station geschoben, die den Analyseprozess vollautomatisch steuert und ausliest. Infineon arbeitet daran, das Chip-Labor für den Diagnostikbereich leistungsfähigen Tischgeräten einzusetzen. Aufwändige DNA-Analysen sollen sich dann in Arztpraxen, Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen schneller und kostengünstiger als bisher auswerten lassen.

Die Zusammenarbeit der Wissenschaftler wurde durch das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt "SIBANAT" initiiert. (lex)