Abgeschaut aus der Natur

Zukunftspreis für Hightech-Elefantenrüssel

02.12.2010
Er kann Industrieteile montieren, aber auch mit mit rohen Eiern umgehen und ein Glas Wasser halten.

Das Vorbild kommt aus der Natur: Für einen Hightech-Greifarm nach dem Muskelprinzip eines Elefantenrüssels haben Forscher aus Baden-Württemberg den Deutschen Zukunftspreis erhalten. Bundespräsident Christian Wulff vergab die mit 250.000 Euro dotierte Auszeichnung am Mittwochabend in Berlin. Der flexible künstliche Arm, der als erstes in der Industrie zum Einsatz kommen soll, ist eine Erfindung der Esslinger Festo AG und des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik aus Stuttgart.

Die Sieger sind nach jahrelangem Tüfteln überglücklich. "Ich bin ganz überwältigt. Ich muss meinen Puls fühlen", sagte Teamsprecher Peter Post. Ganz bewusst habe sein Team geschaut, wie die Natur Aufgaben löse und dann nach technischen Ableitungen für den Greifarm gesucht. Der ist nun nicht nur biegsam wie ein Elefantenrüssel. Im Greiffinger verbirgt sich auch die Spannkraft einer Fischflosse. Die Entwicklung sei ein langer Weg gewesen, mit manchen Rückschlägen und immer wieder neuen Ideen, berichtete Post.

Das ist ganz im Sinne des Bundespräsidenten und seines Preises, der seit 1997 immer Anfang Dezember vergeben wird. "Ich freue mich den ganzen Tag über Erfindungen", sagte Wulff. "Am Wochenende über die Geschirrspülmaschine, die Woche über an Navigationssystemen." Die tollste Erfindung für ihn persönlich sei die Kommunikationstechnik. Für die Zukunft sind ihm auch andere Felder wichtig. "Wir müssen mehr produzieren mit weniger Energieeinsatz, mit weniger Rohstoffeinsatz, mit intelligenten Verfahren."

Das Abschauen aus der Natur zählt sicher auch zu intelligenten Verfahren. Der Esslinger "Rüssel" ist so flexibel, dass er nicht nur bei der Industriemontage helfen kann. Er kommt auch mit rohen Eiern oder Tomaten klar und kann auch ein Glas Wasser halten. Ob er Orangen pflücken kann, wird gerade getestet. Einsatzmöglichkeiten sieht Post neben der Industrie in der Landwirtschaft, im Haushalt und in der Pflege.

Alle drei Bewerber für den Deutschen Zukunftspreis - darunter eine clevere Laser-Sortiermethode für Plastikmüll und ein rasantes Testverfahren für die Suche nach Katalysatoren - kamen in diesem Jahr aus dem Südwesten. "Offenkundig haben wir in Baden-Württemberg besonders viele Forscher, Tüftler und Erfinder sitzen", sagte Wulff. Daran solle man sich in Deutschland orientieren. Bei der Nachwuchsgewinnung müsse aber im ganzen Land noch mehr passieren. Es müsse auch mehr Chancen geben für Frauen in der Wissenschaft.

Die Verwendung des hohen Preisgeldes dürfte ganz in Wulffs Sinne sein. "Wir wollen damit Stipendien für Studierende in Ingenieurs- und Technikwissenschaften finanzieren", sagte Ingenieur Post.

Der Deutsche Zukunftspreis ist der Ritterschlag im bundesweiten Wettbewerb um die besten marktreifen Ideen aus den Technik-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Die Auszeichnung, die von einer Wissenschaftsjury begleitet wird, gilt auch als Gütesiegel für die weltweite Vermarktung einer Erfindung. (dpa/tc)