Zu viele WLANs stören sich gegenseitig

26.03.2006
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Die wachsende Zahl an WLANs wird zum Problem. Die Funknetze beeinträchtigen sich, der Datenfluss tröpfelt.

Das Problem kennt in den USA kaum jemand. Aufgrund der eher weitflächigen Bebauung stören sich dort die lokalen Funknetze mit ihrer meist geringen Reichweite wenig. Im dichter besiedelten Europa entwickelt sich die ungebremste Popularität der WLANs dagegen langsam zum echten Ärgernis:

Hier lesen Sie …

  • warum sich WLANs gegenseitig stören;

  • wie Sie dies vermeiden können;

  • weshalb teure Profilösungen nur bedingt weiterfelfen;

  • welche Optionen die WLAN-Virtualisierung hier eröffnet.

Mit Richtantennen stören sich auch dichte WLAN-Populationen weniger stark.
Mit Richtantennen stören sich auch dichte WLAN-Populationen weniger stark.

Die Funknetze beeinflussen sich gegenseitig negativ. Schon klagen Heimbenutzer darüber, dass sie in den Innenstädten bis zu 17 WLANs gleichzeitig empfangen und damit ein vernünftiges Arbeiten nicht mehr möglich ist. Statt bequem und schnurlos per Voice over IP über das WLAN zu telefonieren, können die User die Bytes einzeln per Handschlag begrüßen, da sie beim Empfänger nur noch tröpfchenweise eintrudeln.

Nur drei Kanäle nutzbar

Ein Phänomen, von dem mittlerweile auch Business-User ein Lied zu singen wissen. So störten sich auf der Mobilfunkmesse 3GSM in Barcelona beispielsweise 51 WLANs gegenseitig. Eine Datenübertragung war schlicht unmöglich. Doch es muss nicht gleich der Extremfall Messe sein. In vielen Gewerbeparks oder Bürogebäuden bremsen sich die unkoordiniert installierten WLANs ebenfalls gegenseitig aus.

Die Ursache hierfür liegt in den WLAN-Standards 802.11b und g selbst. Die Spezifikation sieht nämlich nur drei, sich nicht gegenseitig störende Funkkanäle vor. "Akzeptiert der Benutzer minimale Interferenzen", erklärt Heiko Kratz, System Engineer bei Aruba Networks, "so sind vier Kanäle nutzbar, denn in Deutschland stehen dafür statt elf glücklicherweise 13 Kanäle zur Verfügung." Das könnten in der Praxis beispielsweise die Kanäle 1, 5, 9 und 13 sein. Diese Faustregel gilt aber nur dann, wenn in der direkten Nachbarschaft nicht eines der von den Marketing-Abteilungen als Turbo-WLAN beworbenen Funknetze mit 108 Mbit/s in Betrieb ist. "Haben Sie im Haus ein oder zwei WLANs mit 108-Mbit/s-Technologie, dann stören diese grundsätzlich alle anderen Funknetze", macht Mihai Donos vom Technical Support bei U.S.Robotics auf einen weiteren Störfaktor aufmerksam. Das Problem bei den Turbo-WLANs ist nämlich, dass sie zwei Kanäle belegen, um die höhere Geschwindigkeit zu erzielen.