Zu viele Berater für zu wenige Projekte

16.07.2002
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Auf einem kürzlich turnusmäßig vom BDU veranstalteten informellen Treffen zeigten sich die CEOs großer IT-Beratungshäuser noch einmütig, was die Zukunft der Branche betrifft: Mittelfristig ist sie düster, denn die wirtschaftliche Delle ist tiefer als erwartet. Im laufenden Jahr rechnen die Manager nicht mit einer Besserung, weil nach wie vor große Investitionszurückhaltung bei den Anwenderunternehmen herrscht. Mit spitzen Ohren versuchen die CEOs Hinweise von Kunden zu orten, die zumindest auf Besserung für das erste Quartal 2003 hoffen lassen. Angesichts der derzeit schlechten Lage kommt es in der Branchen mehr und mehr zum Hauen und Stechen. „Bei der Neuverteilung von Aufträgen gibt es vereinzelt Wettbewerber, die Leistungen zu ungewöhnlich niedrigen Preisen anbieten“, bestätigt Jörg Forthmann, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des IT-Beratungshauses <a href="http://www.mummert.de/" target="_blank">Mummert +

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Die Lünendonk-Liste Jahr für Jahr erstellt die Lünendonk GmbH, Bad Wörishofen, eine neue Liste der 25 größten IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen in Deutschland (obige Grafik zeigt die ersten zehn). Die aktuelle Tabelle basiert auf Umsatzzahlen aus dem Jahr 2001 und lässt von einer Krise kaum etwas erahnen. Während dieses Marktsegment insgesamt einen Nachfrageschub von sieben Prozent erlebt (hier berufen sich die Lünendonk-Berater auf die Diebold Deutschland GmbH), legten die 25 größten Häuser um 16 Prozent zu. Das Gesamtvolumen des Markts betrug laut Diebold 9,3 Milliarden Euro. Die in der Lünendonk-Liste vertretenen Unternehmen nahmen insgesamt 6,2 Milliarden Euro im Inland ein. Im vergangenen Jahr waren bei ihnen rund 50000 Mitarbeiter (elf Prozent mehr als im Jahr 2000) angestellt. Den Pro-Kopf-Umsatz steigerten die Anbieter von 144000 Euro auf 152000 Euro. Weil die Zahl und Bedeutung der von großen Anwenderunternehmen ausgegliederten

IT-Bereiche ständig wächst, wurden erstmals auch Dienstleiter wie Lufthansa Systems und TLC in die Liste aufgenommen.

Schlecht, schlechter, drittes Quartal?

Was der Branche zunehmend fehlt, sind langfristig angelegte Großprojekte, die sie zumindest eine Weile durch flaue Wirtschaftszeiten tragen könnten. Mittlerweile werden nahezu alle Vorhaben in Teilprojekte zergliedert, nach erreichten Meilensteilen abgerechnet und genauen Nutzenrechnungen unterzogen. Zwar kündigen die Kunden, die unter den Zwängen schmalerer IT-Budgets leiden, keine laufenden Vorhaben, doch gibt es deutlich weniger Anschlussverträge, so dass sich die Flaute erst zeitversetzt bemerkbar macht.