IBM stößt bei Dünnfilmtechnik auf unerwartete Schwierigkeiten:

Zinn-Oxid macht 3380-Platten zu schaffen

11.01.1985

RYE BROOK (cw) - Schäden an den Dünnfilmköpfen ihrer 3380-Platten bis hin zum Headcrash können sich US-Anwender einhandeln, die bestimmte Typen von Klimaanlagen verwenden. Ursache dafür soll eine Chemikalie sein, die das Bakterienwachstum in stehendem Wasser unterbindet.

Wissenschaftler machen derartige Bakterien für verschiedene schwere Krankheiten wie beispielsweise die Legionärskrankheit verantwortlich. Die Chemikalie, die diese Bakterien abtöten soll, enthält als einen Bestandteil Zinnoxid. Dieses Zinnoxid wiederum scheint einem Bericht der COMPUTERWORLD zufolge in die Raumluft der Rechenzentren zu gelangen, aus der die 3380-Platten ihre Kühlluft beziehen.

Der bei den Dünnfilmplatten eingebaute dreistufige Filter kann zwar Partikel bis unterhalb des Mikrometer-Bereiches aus der Luft entfernen, hält jedoch nicht das Zinnoxid zurück. Unklar ist dabei noch, was das Oxid im Innern des Laufwerks macht.

Eine Theorie ist, daß sich das Zinn-Oxid sowohl auf der Platte als auch am Schreib-/Lesekopf ablagert und damit Kopfabstürze hervorrufen kann. Nach einer anderen Überlegung vermindert das Oxid die Wirksamkeit des dreistufigen Luftfilters und trägt so dazu bei, daß größere Teilchen als zulässig in das Laufwerk gelangen können.

Als drittes spekulieren die Techniker, ob das Zinnoxid möglicherweise den Kunststoff des 3380-Gehäuses angreift und dadurch ein Gas freisetzt, das wiederum das Speichermedium selbst zerstört. Was auch immer zutrifft - Insider rätseln bereits, ob die Zukunft der Dünnfilmtechnik jetzt insgesamt gefährdet ist.

Nach Angaben der IBM Corp., Rye Brook, haben bisher etwa zwei Prozent der 3380-Anwender Fehler in ihren Laufwerken erkannt, die auf das Zinnoxid zurückgeführt werden können. IBM rät derzeit allen Anwendern, auch denen von 3370- und 3375-Modellen, die zinnoxidhaltige Chemikalie nicht weiter zu verwenden. Schäden, die auf der genannten Ursache basieren, behebt IBM in den USA zur Zeit kostenlos.