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Zerschlagungsgerüchte reißen Microsoft-Aktie in die Tiefe

25.04.2000
Kläger treffen sich heute mit US-Regierung

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im laufenden Kartellverfahren gegen Microsoft plädieren die US-Regulierungsbehörden nun doch dafür, den Softwaregiganten zu zerschlagen. Dies geht aus gestrigen US-Zeitungsberichten hervor. Daraufhin brach die Aktie der Gates-Company gestern um 15,6 Prozent ein und notierte zum Börsenschluss bei 66,625 Dollar. Die Aktie des Softwarekonzerns sank damit in diesem Jahr um rund 43 Prozent und büßte seit Jahresbeginn zirka 240 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung ein. Microsoft liegt damit in puncto Marktkapitalisierung hinter General Electric mit einem Marktwert von 515,9 und Cisco Systems mit 427,8 Milliarden Dollar.

Die Talfahrt der Microsoft-Aktie riss den Nasdaq Composite Index mit in die Tiefe. Er fiel gestern um 161,35 Punkte und lag zum Börsenschluss bei 3482,53 Zählern. Der Standard & Poor´s 500 Index verlor mit 1429,86 ganze 4,68 Punkte. Im Gegensatz dazu gewann der Standard-Industrieindex Dow Jones 62,05 Punkte und wies damit zum Börsenschluss 10 906,10 Zähler auf.

Aufgrund der schwindenden Marktkapitalisierung seines Unternehmens waren die rund 741 Millionen Microsoft-Anteile von Bill Gates gestern nur noch 49,4 Milliarden Dollar wert. Reichster Mann der Welt ist damit ganz knapp Oracle-Chef Larry Ellison, dessen rund 690 Millionen Unternehmensaktien sich nunmehr auf fast 50 Milliarden Dollar belaufen.

Heute werden Vertreter der Klägerpartei, dem US-Justizministerium und 19 Bundesstaaten, das Weiße Haus über ihren Vorschlag zur Zerschlagung von Microsoft unterrichten. Dieser sieht laut "Washington Post" und "USA Today" die Trennung des Betriebssystems Windows von den Anwendungen vor. Ein Sprecher des Weißen Hauses wies darauf hin, dass es sich bei dem Treffen jedoch lediglich um den Austausch von Informationen handele. Joel Klein, Chef der Kartellbehörden, wird die Pläne der Kläger hochrangigen Regierungsmitgliedern vorstellen. Allerdings wollen weder Präsident Bill Clinton noch Vize Al Gore der Sitzung beiwohnen. Noch bis Ende der Woche haben die Kläger Zeit, Richter Thomas Jackson ihre Vorschläge zum Strafmaß für Microsoft vorzulegen. Am 3. April hatte der vorsitzende Richter den Softwaregiganten für schuldig befunden, die Kartellgesetze des Landes verletzt zu haben (CW Infonet berichtete).