Anwenderbericht: Gretsch Unitas (Ditzingen) und Haefele KG (Nagold)

Zentrales Data Dictionary reduziert Änderungsaufwand

03.02.1978

ECHTERDINGEN - Jeder Programmierer in einer größeren EDV-Abteilung kennt das Problem. Er schreibt Programme, in denen zum Beispiel Tabellen, Berechnungsfaktoren oder Texte intern zu definieren sind - im günstigsten Fall werden diese Daten getrennt über Lochkarten eingelesen. Jede Änderung des Programmes kostet viel Zeit- und Arbeitsaufwand. Das gleiche gilt für die Änderung der Programm-Parameter. Um hier Abhilfe zu schaffen, bietet die Agena GmbH, Echterdingen, IBM-370-Anwendern ein Data Dictionary-System "Terminology Library" (TL) an, das neben seiner Funktion als Programmierhilfe ein Arbeitsmittel für den EDV-Organisator und Revisor sein soll.

Das batch- und online-fähige TL-System ist eine eigenständige Datei, die sämtliche Organisationsschlüssel wie Mengeneinheit, Mehrwertsteuerschlüssel, Tabellenformen sowie die entsprechenden Erläuterungen enthält - die Dokumentation fällt praktisch als Nebenprodukt an.

Auch hat nach Angaben von Agena die Fachabteilung die Möglichkeit, über spezielle Listen durch Eingabe am TL-Monitor die erforderlichen Schlüssel ändern.

Das TL-Zugriffssystem "Data Management Communication" (DMC) generalisiert sämtliche Datei-Zugriffe. Den Programmierer interessiert nicht mehr, in welcher Dateiform er arbeitet. Die nötigen Informationen hierzu sind in einem Interface definiert. Ändert sich nun eine Dateiform - etwa von Isam auf Vsam -, muß nur dieses Interface neu generiert werden. Die Konsequenz daraus sei, so Agena, daß bei Umstellungen das Programm als solches unberührt bleiben kann.

Im Hause Gretsch Unitas GmbH, Ditzingen, läuft TL seit Anfang 1977 auf einer IBM 370/138. Heute arbeiten sechs Programmierer über einen Bildschirm 3270 mit dem System, in dem - jederzeit abrufbereit - alle gültigen Kostenarten gespeichert sind: Konten der Buchhaltung, Kostenstellen, Bezüge- und Abzüge-Arten für Lohn- und Gehalt, Bezirksnummern, Artikelkennzeichen, Erzeugnisgruppen, Länderschlüssel sowie Lieferbedingungen. Zudem hält das Paket Textbausteine (auch in Fremdsprachen) für Werbung auf Rechnungen oder in Briefen bereit, in die per Programm nur noch die variablen Daten aus anderen Dateien eingefügt werden. Alfred Bauer, Organisationsprogrammierer bei Gretsch, ist mit diesem Werkzeug zufrieden: "Alle Organisationsschlüssel befinden sich jetzt an einer zentralen Stelle und können an jedem Terminal im Haus angezeigt werden." Nach seinen Erfahrungen sind die Abfrage-Programme jetzt wesentlich variabler und die Änderungen seltener - vor allem bei Prüfprogrammen. Muß dennoch ein Schlüssel geändert werden, geschieht dies mit sehr viel geringerem Zeitaufwand. Bauer: "Die Änderung wird über Bildschirm eingegeben und erfolgt im Programm automatisch - muß also nicht mehr neu erfaßt werden." Vorteile für die Datensicherheit sieht er auch in der Möglichkeit, Sicherheitscode-Tabellen für DFÜ-Anwendungen in die TL-Datei aufzunehmen.

Heinrich Garen, EDV-Leiter der Firma Haefele KG, Nagold, setzt die Terminology Library bereits seit Ende 1975 ein, um den Aufwand bei Programm-Änderungen zu reduzieren. Seine Erwartungen haben sich erfüllt: "Jetzt werden Schlüssel, Texte und Tabellen nicht mehr im Programm definiert, sondern in der TL gespeichert." Bei Haefele liest das Anwendungsprogramm Angaben wie Zahlungsbedingungen, Fehlermeldungen und anderes bei Bedarf direkt aus der TL-Datei oder lädt sie in der Startphase in eine Tabelle. Damit ist der Änderungsdienst von TL-Daten von den Anwendungsprogrammen unabhängig. Als wesentlichen Vorteil aber sieht er "die so geschaffene zentrale Dokumentation aller in unseren Programmen verwendeten Schlüssel".