Stress

Zeit-Management: Lernen Sie Nein sagen

14.05.2008
Von 
Michael Schweizer ist freier Autor in München.

Wir müssen reden

Zeit-Management hat immer mit Kommunikation zu tun. Manchen leidenschaftlichen Informatiker verwirrt das: Um in Ruhe programmieren zu können, muss er doch wieder reden. Yves Vogl hat dazu seine Arbeitstechnik umgestellt: Er entwickelt jetzt nach der Methode Ruby on Rails. So sagt er Nein zu überzogenen Terminwünschen, denn die Arbeit insgesamt dauert dadurch eher länger. Der Kunde erhält aber früher Zwischenergebnisse, auf die hin er schon eingreifen kann. Das betrifft auch die Optik von Vogls Web-Applikationen: Der frühere Einzelkämpfer hat mit dem Grafikdesigner Olaf Beitzel eine berufliche Partnerschaft gegründet.

So manches konstruktive Nein bleibt aus Angst vor dem Chef, dem Kollegen oder dem Kunden ungesagt. Allerdings kann das kontraproduktiv sein, warnt Cordula Nussbaum, Verfasserin eines Zeit-Management-Buches: Menschen, die eine Zusatzaufgabe unwillig übernommen haben, erledigen sie oft halbherzig und schlecht, "und ihnen wird klar, dass sie im schlimmsten Fall genau das ernten, was sie vermeiden wollten: Ärger."

Wie so viele Verhandlungen haben auch die, mit denen jemand um ein besseres Zeit-Management kämpft, etwas Kleinliches. Schöner sind im Beruf die Stunden, in denen man unbehelligt zu dem kommt, was man so gut und gerne tut, dass man gar nicht aufhören will. Manche Freiberufler reden so über das Programmieren. Yves Vogl etwa bekennt sich zu einer gewissen "Besessenheit", mit der er dieser Tätigkeit nachgeht. Wenn er durch einen Lottogewinn ausgesorgt hätte, würde er auf jeden Fall weiterarbeiten. Die Atmosphäre in vielen Unternehmen ist einer solchen Freude an der eigenen Kreativität weniger förderlich. Konrad Keller würde im Reichtumsfall zwar ebenfalls weiterarbeiten, aber "vielleicht nicht mehr in einem abhängigen Arbeitsverhältnis". Könnte er sich beruflich etwas wünschen, wäre es "das Gefühl, ernst genommen zu werden".

Das Eisenhower-Prinzip

Auch das Zeit-Management des amerikanischen Oberbefehlshabers und späteren Präsidenten beruht darauf, zuerst einmal Nein zu sagen, nämlich zu allem, was noch warten kann. Dwight D. Eisenhower (1890 - 1969) unterschied vier Arten von Aufgaben anhand von zwei Grundbegriffen. Was wichtig und dringend ist, wird sofort erledigt. Wichtiges, aber nicht Dringendes erhält einen Termin während einer Phase, in der man sich gut konzentrieren kann. Dringendes, aber nicht Wichtiges kommt dran, sobald die Leistungsfähigkeit nachlässt. Zum Beispiel kann man alle Mails zusammen im biorhythmischen Tief zwischen 13 und 15 Uhr öffnen. Was weder wichtig noch dringend ist, landet im Papierkorb. Wer eine Armee zur Verfügung hat, kann es auch delegieren.

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