Web

Deutscher Bundestag

Zehn Prozent nutzen Twitter

11.02.2009
Von pte pte
Das Werbe- und Medienforschungsunternehmen Nielsen Media hat untersucht, welche Rolle das Internet bei der aktuellen politischen Kommunikation in Deutschland spielt.

Hierfür wurde erhoben, wie viele der Abgeordneten des 16. Deutschen Bundestages über einen eigenen Account auf der Microblogging-Plattform Twitter verfügen und in welchem Umfang sie diesen nutzen. Das Ergebnis zeigt, dass der Online-Dienst sehr unterschiedlich eingesetzt wird. Von den insgesamt 612 deutschen Parlamentariern verfügen 68 über einen Twitter-Account. Während die FDP mit einem Anteil von 74 Prozent über die meisten entsprechenden Profile verfügt, zeigen sich die Abgeordneten der Grünen am aktivsten in der Nutzung. Die zahlenmäßig kleineren Fraktionen weisen dabei generell ein deutlich höheres Internet-Engagement auf als beispielsweise die stärksten Bundestagsfraktionen CDU/CSU.

"Die steigende Bedeutung des Internets für die politische Kommunikation ist unbestritten", stellt Peter Filzmaier, Leiter des Departments für Politische Kommunikation an der Donau-Universität Krems, im pressetext-Interview fest. Für die Politik seien in diesem Zusammenhang zwei unterschiedliche Zielsetzungen ausschlaggebend. "Zum einen können die Parteien über den Weg des Webs auch solche Zielgruppen ansprechen, die sie ansonsten nur sehr schwer erreichen würden", erklärt Filzmaier. Das klassische politikinteressierte Publikum im TV oder in den Printmedien gehöre großteils der Sehergruppe der Generation 50plus. Um den Kontakt zur jüngeren Bevölkerung zu finden, sei das Web heute der geeignetste Weg. "Zum anderen haben vor allem kleinere Partien im Internet eine Möglichkeit, den Wettbewerbsnachteil, den sie gegenüber den größeren und finanziell besser aufgestellten Fraktionen haben, wieder etwas auszugleichen. Eine Kommunikation im Internet ist mit sehr geringen Kosten verbunden und auch für kleinere Parteien ohne Probleme machbar", fasst Filzmaier zusammen.

Wie effektiv das Web heute für politische Zwecke eingesetzt werden kann, hat nicht zuletzt der Wahlkampf des amtierenden US-Präsidenten Barack Obama gezeigt. "Die wahre Leistung von Obama war es, dass er es wie noch kein anderer Politiker vor ihm verstanden hat, herkömmliche Wahlkampfmethoden mit neuen Formen der Wahlwerbung im Internet zu kombinieren. Entscheidend ist dabei der richtige Medien-Mix", betont Filzmaier. Die kommunikative Präsenz im Web alleine reiche nicht aus.
Im Endeffekt zähle nur die Wirkung, die die angewendeten Kommunikationsformen bei der Bevölkerung erzielen würden. Obwohl Obama hinsichtlich seiner gekonnten Nutzung des Netzes für die eigenen politischen Zwecke sicherlich Vorbildcharakter für die europäische Politik haben würde, dürfe man eines nicht vergessen: "Im Unterschied zur europäischen Situation ist das US-Wahlsystem wesentlich personenzentrierter", gibt Filzmaier abschließend zu bedenken. (pte)