Web

Mashups im TV

ZDF-Satire-Clips kommen vom Web ins Fernsehen

16.03.2011
Mit sogenannten Mashup-Videos seiner Klassiker zeigt das ZDF Humor im Internet.

Bisher waren sie nur im Internet zu sehen, die selbstironischen, teilweise derb-witzigen Clips, mit denen das ZDF seine eigenen Klassiker wie "Derrick" oder "Traumschiff" veralbert. Jetzt kommen diese "Mashups" auch ins Fernsehen. Die mehr als ein Dutzend Spott-Videos sollen an diesem Wochenende im Spartenkanal ZDFneo laufen - in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab 1.15 Uhr, sagte ein Sendersprecher. Das ZDF hatte die etwa zwei bis fünf Minuten langen Clips seit Mitte Februar ins Web gestellt.

Als letztes ging am 11. März die Freitagskrimi-Satire "Der neue Alte" online. Darin ist Ermittler Kress genervt, weil seine Assistenten so modern tun wie in den US-Serien "CSI" oder "24". Die Spots entstanden in Zusammenarbeit mit Raketenfilm (Frankfurt), Autorenkombinat (Mainz), UFA Lab (Berlin) sowie mit dem Autor Michael Heinze (Köln).

In den Clips steht die alte ZDF-Welt kopf: Oberinspektor Derrick ist schwul und will seinen Harry heiraten ("Derrick - Wege zum Glück"), Professor Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik erpresst seine Patienten ("Schwarzgeldklinik"), das Traumschiff setzt im Auftrag der Regierung Hartz-IV-Empfänger auf einer einsamen Insel aus ("Traumaschiff"), Privatdetektiv Matula kämpft verzweifelt gegen das Alter ("Verfall für zwei"), die Wissenschaftssendung "Knoff-hoff-Show" ist plötzlich eine billige Teleshopping-Sendung und Peter Lustig aus dem Kinderfernsehen ein armer Arbeitsloser ("Löwenzahn - Lustig ohne Arbeit").

Die Mehrzahl der Videos verharrt in derbem Pennäler-Humor. Sie wurden bereits zehntausende Male im Web angeklickt, sowohl in der hauseigenen Mediathek als auch bei YouTube. "Die meisten Reaktionen fielen sehr positiv aus. Aber natürlich meldeten sich auch vereinzelt kritische Stimmen, die wir ernst nehmen", sagte der ZDF-Sprecher. "Wer Satire anbietet, muss sich auch Kritik gefallen lassen."

Kritik kam von der katholischen Kirche: In einem Spot, der sich als Wirtschafts- und Verbrauchermagazin "Wiso Spezial" tarnt, gibt es einen Beitrag, der den Papst als einen von der Finanzkrise gebeutelten Chef zeigt. Er hat mehr Gläubiger als Gläubige, kommt jedoch gewieft aus der Klemme ("Jupp Ratzinger - Topmanager des Jahres"). Der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, der auch Mitglied im ZDF-Fernsehrat ist, kritisierte den Beitrag als persönliche Herabwürdigung von Benedikt XVI.

Ganz anders der Schauspieler Hans Sigl: Der Hauptdarsteller der ZDF-Serie "Der Bergdoktor" verbreitet das Mashup-Video "Bergdoktor Berg" auf seiner Homepage - mit dem Hinweis "Endlich ein Plagiat mit Klasse und Witz". Sigl ist darin als gelangweilter Arzt in den gesunden Alpen zu sehen, der sich die "Gelbbürzelkassikenseuche" ausdenkt, um endlich etwas zu tun zu bekommen. (dpa/tc)