Data Warehouse bei Hugendubel

Zahlen regieren die Welt der Bücher

25.10.2004
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

Für den früheren Unternehmensberater und promovierten Juristen Hugendubel ist das ein echter Fortschritt: „Wo früher Gefühl und Glaube regierten, bewegen wir uns heute auf der Basis relativ gesicherter Zahlen, Daten und Fakten.“ Dazu gehören die Abverkaufszahlen pro Haus und über die gesamte Firma mit ihren 33 Filialen. „Als Erstes schauen wir anhand unserer Eingangs- und Abverkaufsdaten, ob wir irgendwelche Umsätze verpassen.“ Dazu werden die Zahlen aus dem eigenen Unternehmen mit den Zahlen der GfK verglichen. „Auf Segmentebene benchmarken wir beispielsweise regelmäßig unsere Top 100 im Bereich Belletristik mit denen der GfK. Und schauen uns dann an, wie das über die verschiedenen Häuser hinweg aussieht. Genauso vergleichen wir unsere Umsätze in einzelnen Warengruppen mit den Entwicklungen, die GfK in den Marktsegmenten ermittelt.“ Für detailliertere Vergleiche werden die Filialen außerdem nach

Größe und Lage in bestimmte Cluster gegliedert.

Trotz aller Bedeutung der Zahlen ist für Hugendubel jedoch die Kompetenz der Einkäufer letztlich wichtiger als die IT: „Theoretisch könnten wir unsere Läden nach bestimmten Logarithmen automatisch nachbestücken lassen. Aber eine solche, rein vergangenheitsund zahlenbezogene Einkaufspolitik wollen wir nicht“, bezieht er klar Stellung. „Wenn Sie bei uns einen Mitarbeiter im Laden sehen, können Sie davon ausgehen, dass er Einkaufskompetenz für seinen Bereich hat.“ Das ist eher ungewöhnlich im Handel. Aber für Hugendubel ist die verteilte Einkaufskompetenz ein Grundstein des Erfolges. Ein Beispiel: „Geschichte ist bei uns traditionell keine besonders starke Warengruppe. Wenn dann plötzlich ein Michael Moore auftaucht, der unter Zeitgeschichte läuft, können wir natürlich

nicht warten, bis die GfK ermittelt, dass dessen Bücher überall Bestseller sind. Dafür brauchen wir Leute, die auf Basis der Daten, die wir ihnen zur Verfügung stellen, und ihrer eigenen Fachkenntnis kaufmännische Entscheidungen treffen und das neue Buch von Moore aufs Zentrallager legen.“

Sämtliche Systeme werden von der hauseigenen Paragon Data GmbH in Friedrichsdorf betreut, die ihre Dienste auch Dritten anbietet und bereits mehrere externe Kunden gewonnen hat (www. paragon-data.de). Dennoch gibt es Überlegungen, die Informationen aus dem Data Warehouse künftig noch stärker zu nutzen. Udo Würtz, Geschäftsführer des hauseigenen IT-Dienstleisters Paragon Data GmbH, hat dazu schon konkrete Vorstellungen: „Man könnte sie etwa den Kunden selbst zur Verfügung stellen für ihre Orientierung im Laden - etwa in Form von Info-Terminals.“

Nutzen muss beschreibbar sein