Zahl der Online-Datenbanken nimmt weltweit ständig zu:Infobase '86: DB-Angebot nicht ausgereizt

30.05.1986

MÜNCHEN (CW) - Den Ruch eines "Datenbankentwicklungslandes" scheint die Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zu anderen westlichen Ländern langsam zu verlieren. So lautete zumindest die Aussage der Veranstalter und Beschicker der Infobase '86 in Frankfurt. Dennoch, Angebot und Nutzung klaffen weit auseinander.

Die Bundesrepublik zählt nach einer relativ langen Anlaufphase jetzt zu den sogenannten "Schwellenländern" bei der elektronischen Informationsbeschaffung, meint Michael Kip, Pressesprecher der Messe Frankfurt GmbH. Er verweist darauf, daß zur Zeit 197 Datenbanken in Deutschland produziert werden. Weltweit existieren rund 2800 solcher Informationssammelstellen, rund drei Viertel davon sind in den USA beheimatet. Das internationale Datenbankangebot hat heute seinen Schwerpunkt im Bereich der wirtschaftlichen und ökonomischen Information; die Sektion Technik erreicht einen Anteil von 15 Prozent, Biomedizin und Naturwissenschaften kommen auf elf Prozent.

Dem wachsenden Interesse der Bundesdeutschen trug auch die Messe GmbH aus Frankfurt mit der diesjährigen Infobase Rechnung. Mit Erfolg, so scheint es: Neben einer Fülle von Fachvorträgen präsentierten die Aussteller mehr als die Hälfte aller weltweit verfügbaren Datenbanken - mehr als 1500.

Dennoch, abgesehen von dem interessierten Fachpublikum scheinen sich die Möglichkeiten moderner Informationsgewinnung noch nicht in größerem Ausmaß rumgesprochen zu haben. So konstatiert auch Peter Denzau, Verkaufsleiter der Deutschen Presseagentur GmbH aus Hamburg (dpa), daß seine Messekontakte vorwiegend aus Kunden bestünden, die bereits "vorbelastet" seien.

In dieselbe Kerbe schlägt auch Hans Dietschmann von der Gesellschaft für Information und Dokumentation mbH aus Frankfurt: "Die Scheu vor der Nutzung von Datenbanken resultiert mehr aus Unwissenheit denn aus Abstinenz an sich." Dietschmann stellt in diesem Zusammenhang heraus, daß der Stellenwert der Information im Wachsen begriffen sei.

Dennoch - und dies ist auch für Dietschmann ein Teufelskreis - krankt die Nutzung moderner Informationspools an dem Verhältnis Preis/Abruf. Die Information an sich hat einen bestimmten Preis; wird sie häufiger genutzt, so verringert sich der Kostenaufwand durch die Vielzahl der Informationsabnehmer.

Festzustellen war auf der Infobase '86, daß sich der Markt für Datenbanken in zwei Richtungen entwickelt. So stellte zum Beispiel das Battelle-Institut aus Frankfurt mit seiner Compact-Disk-ROM eine Möglichkeit vor, langfristig nicht veränderungswürdige Informationen wie zum Beispiel Nachschlagewerke zu einem Minimalpreis abspeichern zu können. Ein solches System ist mit Abspielgerät jetzt schon für weniger als 5000 Mark erhältlich.

Für aktuelle, schnelle Informationen wie zum Beispiel Börsenberichten, bietet sich nach wie vor die Online-Datenbank an. Beide Systeme ergänzen sich nach Meinung der Experten. Eines allerdings ist fast allen DB-Erstellern gemeinsam: Sie wollen ihre Informationspools vor allem auch für die Anwender von Mikros nutzbar machen. So bemüht man sich nicht nur um die Vereinfachung der Abfragesprachen, sondern auch um eine Verbesserung der Such- und Zugriffsverfahren.

So kündigte Wolfgang Steiert, Leiter des IBM-Informationsservice in Stuttgart, auf der Infobase an, daß schon innerhalb der nächsten zwölf Monate eine "Datenbank der Datenbanken" verfügbar sein solle, die dem Interessenten Orientierung in über 20 DBs verschaffen könne.

Auch die Europäischen Gemeinschaften bemühen sich zunehmend, ihre Datenbankangebote publik zu machen: John Mortier von der EG aus Luxemburg bemängelt allerdings in diesem Zusammenhang, daß das bisherige Datenbankangebot im Zugriff noch zu kompliziert sei - und vor allem die Frage des "Was und Wo" dem Anwender Kopfzerbrechen bereite. Die zuständigen EG-Stellen bemühten sich deshalb, Klarheit in das Wirrwarr der Datenbankdienste zu bringen und vor allem dafür Sorge zu tragen, daß das europäische Angebot besser genutzt werde.

Unterstützend stellt Klaus Plögert von der SCS GmbH, Geschäftsstelle München, einige Forderungen auf, die von den Betreibern von Datenbanken berücksichtigt werden sollten. So ist es nach seinen Worten unumgänglich, die Benutzeroberflächen zu vereinheitlichen. Hier sei vor allem auch das Bundesministerium für Forschung und Technologie zu einem klärenden Beitrag aufgerufen.

Darüber hinaus gelte es, dem Nutzer durch gezielte Aufklärung zu verdeutlichen, welche Vorteile der Gebrauch einer Datenbank mit sich bringe. Auf eines jedenfalls - so der Gesamteindruck auf der Infobase'86 in Frankfurt - kann sich der Anwender freuen: Informationen werden zugänglicher, billiger und besser.