Zahl der Mikroinstallationen wächst schnell, aberNoch viel PC-Improvisation in US-Behörden

11.07.1986

WASHINGTON (CWN) - Fast 150 000 Mikrocomputer - davon die wenigsten von Big Blue - sind mittlerweile in amerikanischen Bundesbehörden installiert. Doch die Dienststellen sind für den Computereinsatz überhaupt nicht eingerichtet. Vorerst behelfen sich die Beamten und akzeptieren kaum erträgliche Provisorien.

Die Prognosen der GSA über künftige PC-Anschaffungen sind Balsam für strapazierte Managernerven in der DV-Industrie. Die GSA, das ist die U.S. General Services Administration, also die Behörde, die für alle amerikanischen Bundesdienststellen die Rahmenverträge mit den Lieferanten aushandelt. Auf eine halbe Million Wird nach Ansicht der Washingtoner GSA-Zentrale der PC-Bestand in den staatlichen Amtsstuben bis 1990 anwachsen.

Abenteuerliche Umstände in manchen Büros

Doch die übrige Ausstattung der Büros hat mit der technischen Fortentwicklung nicht Schritt gehalten; die Umstände, unter denen die Geräte eingesetzt werden, erscheinen recht abenteuerlich. So beklagt die GSA in ihrem jüngsten Bericht, die Mikros stünden oft auf Schreibtischen aus den vierziger Jahren, die Peripherie auf Aktenschränken, Fensterbrettern oder Bücherbords. Die Kabelstrange seien meist offen auf den Gängen verlegt; so wirkten sie nicht nur als Fußangeln - auch die Datensicherheit bleibe auf der Strecke. Zeitgemäße Vorschriften für den Bau von Amtsgebäuden könnten da nach Ansicht der GSA Abhilfe schaffen.

Auch mit der Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter ist es offenbar nicht sehr weit her. Irene Bayol, Autorin der internen Studie, hat herausgefunden, daß die meisten der Anwender erst während der letzten zwei Jahre mit der DV in Berührung gekommen sind. Die größte Sorge dieser Leute sei das Fehlen eines kontinuierlichen Trainings angesichts der komplizierten Softwareprogramme, mit denen sie arbeiten sollen. Problematisch sei auch, daß es zuwenig Möglichkeiten gebe, mit den Kollegen Daten auszutauschen. Gleichwohl glaube ein größter Teil der Befragten, daß der Computer ihnen hilft, ihre Arbeit akkurat und produktiver zu erledigen. Aus der Untersuchung geht allerdings laut Irene Bayol hervor, daß unter den Anwendern auch viele DV-Profis sind. Führungskräfte hingegen arbeiten - wie in der Industrie auch - kaum selbst mit dem PC.

Am computerfreudigsten haben sich nach der Erhebung der GSA die Militärs (Air Force und Navy) sowie das Landwirtschafts- und das Finanzministerium gezeigt. Insgesamt kauften die Bundesämter 1985 etwa

67 500 Mikros nach 37 300 im Vorjahr. 15 400 Geräte trugen dabei das Signet des traditionell im Behördengeschäft starken Elektronikanbieters Zenith, während nur knapp 13 600 von IBM geliefert wurden. Big Blue setzte damit allerdings mehr um, nämlich 47,7 Millionen Dollar gegenüber 42,8 Millionen bei Zenith. Platz 3 hält AT&T mit knapp 6800 Computern für sechs Millionen Dollar.