Zahl der IuK-Delikte steigt langsamer

08.07.2004
Von Jans-Jürgen Stenger
Im vergangenen Jahr nahmen die Straftaten in Deutschland über alle Bereiche hinweg um ein Prozent zu. Mit 3,8 Prozent stiegen die Delikte rund um die Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) zwar immer noch deutlich schneller, allerdings nicht mehr so rasant wie in den Vorjahren.

Anfang Mai hat Bundesinnenminister Otto Schily die Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik der Bundesrepublik für das Jahr 2003 vorgestellt. Im Bereich der IuK-Delikte offenbarte sich ein heterogenes Bild.

Kinderpornos, Auktionsbetrüger und Dialer legten auch 2003 deutlich zu. Der Handel mit Raubkopien hingegen ging um knapp 27 Prozernt zurück. Foto: Photo Alto
Kinderpornos, Auktionsbetrüger und Dialer legten auch 2003 deutlich zu. Der Handel mit Raubkopien hingegen ging um knapp 27 Prozernt zurück. Foto: Photo Alto

Beachtliche Zuwächse mit 28,5 Prozent verzeichneten dabei die Bereiche Datenveränderung und Computersabotage. Bei zirka 80 Millionen Rechnern in öffentlichen Datennetzen sind die absoluten Fallzahlen (1705) allerdings nach wie vor sehr gering. Das Dunkelfeld indes ist als sehr groß einzuschätzen. Die Ursache wird im zurückhaltenden Anzeigeverhalten der Geschädigten gesehen.

Erfreulich ist die um 2,7 Prozent rückläufige Entwicklung des Computerbetrugs mit Debit- und Kreditkarten bei Verwendung der persönlichen Identifikationsnummer (PIN). Die absolute Fallzahl von 35 954 relativiert sich in Anbetracht von rund 45 Millionen in Umlauf befindlichen EC- und etwa 25 Millionen Kredit-Karten sowie durchschnittlich mehreren Bezahlvorgängen pro Monat. Ganz anders sieht es bei der Verwendung der EC-Karte im Lastschriftverfahren aus. Hier wurde eine beängstigende Zunahme um 59,9 Prozent auf 64 507 Fälle registriert. Der Handel hat es selbst in der Hand, die Missbrauchsfälle durch Verwendung des PIN-gestützten Verfahrens nachhaltig zu senken.

Das Dialer-Problem macht sich im Deliktsfeld "Sonstiger Computerbetrug" mit einer Steigerung um knapp 20 Prozent bemerkbar. Die Dialer-Industrie ist nach wie vor sehr erfinderisch, gesetzliche Regelungen zu umgehen. Auch TK-Anlagen in Unternehmen gehören in das IT-Sicherheitskonzept einbezogen. Dies ist jedoch vielfach noch nicht der Fall, wie die hohen Zuwächse dieses Deliktsbereichs zeigen (7003 Fälle, plus 18,7 Prozent).

Die Fälle der Softwarepiraterie in Form des gewerbsmäßigen Handelns sind stark rückläufig. Dieser Trend setzt sich voraussichtlich fort, wenn die EU-Richtlinie zum Schutz der Rechte am geistigen Eigentum in nationales Recht umgesetzt wird. Hierdurch eröffnen sich dem Rechteinhaber eine Reihe weiterer zivilrechtlicher Möglichkeiten, um gegen Softwarepiraterie vorzugehen. Vor allem, wenn es sich bei dem Rechteverletzer um einen Kunden handelt, wird der Inhaber eher zivil- als strafrechtliche Schritte unternehmen. In diese Richtung zielen bereits heute die Kampagnen des Verbands der Softwareindustrie Deutschlands (VSI) und der Business Software Alliance (BSA).