Zahl der DV-Stellenangebote ging in fuenf Jahren um 54 Prozent zurueck Mainframe-Profi hat im Job kaum noch Chancen

11.02.1994

HAMBURG (CW) - Ein drastischer Rueckgang der DV- Stellenausschreibungen in den letzten fuenf Jahren und die Perspektive auf bessere Zeiten kennzeichnen den aktuellen DV- Arbeitsmarkt. So sank die Zahl der Angebote von 1989 bis 1993 um 54 Prozent. Der Januar 1994 mit einem leichten Plus laesst die DV- Profis dagegen hoffen. Client-Server-Know-how ist gefragt.

Der 1990 einsetzende Strukturwandel mit der starken Verbreitung des PCs im professionellen Bereich hinterliess deutliche Spuren in der DV-Landschaft. Vor allem die Mainframe-Hersteller traf diese Entwicklung nachhaltig. Um Entlassungen kamen sie nicht herum.

1989 stammten aus diesem Sektor noch etwa 40 Prozent aller Offerten fuer DV-Spezialisten, im vergangenen Jahr erreichte ihr Anteil nur noch 23 Prozent. Waehrend die Anwenderseite ihren Anteil von zwei Fuenfteln gut behauptete, vollzogen sich die Veraenderungen auf der Anbieterseite.

Dabei zaehlen die Beratungsunternehmen, die Software- und Systemhaeuser sowie die Servicerechenzentren zu den Gewinnern. Sie boten 36 Prozent statt wie bisher 20 Prozent der offenen DV- Stellen an.

Insgesamt sank der Anteil der DV-Stellenausschreibungen an der Gesamtheit aller Angebote fuer Fach- und Fuehrungskraefte von elf Prozent im Jahre 1989 auf sieben Prozent. Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit der zunehmenden Verbreitung offener Systeme und dem vermehrten Einsatz von Standardsoftware, bestaetigt Kay Juers, Geschaeftsbereichsleiter bei der Partner Consult GmbH, Hamburg.

Wie die EMC-Auswertungen fuer das Jahr 1993 zeigen, waren von saemtlichen Stellenofferten fuer DV-Spezialisten, zu denen auch die Vertriebsprofis der Soft- und Hardwarehersteller gezaehlt wurden, immerhin 15 Prozent an Organisatoren und Systemanalytiker gerichtet, die eher im Schnittstellen-Bereich der mittleren Datentechnik und der Grossrechenanlagen angesiedelt sind.

Vor allem Beratungshaeuser suchten letztes Jahr Spezialisten fuer die Gross-DV - allerdings haeufig schon mit der Zusatzanforderung "Client-Server". "Die DV-Profis muessen beide Welten kennen, die Mainframe-Welt und die der offenen Systeme, das heisst, nicht nur Kenntnisse besitzen, sondern wirklich erfahren sein", meint der Hamburger Berater.

Letztlich wird jedoch die zukuenftige Computertechnologie bestimmen, welche Berufe die besten Aussichten bieten. "Besonders hohe Wachstumsraten werden in den naechsten Jahren fuer Client- Server-Computing erwartet", meint zum Beispiel Wolfgang Schroeder. Speziell in diesem Umfeld rechnet der IBM-Personalleiter mit Jobs fuer Netzwerkprofis, aber auch fuer Mitarbeiter mit Erfahrungen auf dem Gebiet der System- und Anwendungsarchitekturen.

Gebraucht wird aber nicht nur DV-Spezialwissen. Wie die EMC- Auswertung zeigt, wurden in 40 Prozent der Angebote zusaetzliche Kenntnisse ausdruecklich vorausgesetzt. Dabei rangierte betriebswirtschaftliches Know-how mit 17 Prozent vor Ingenieur- und Technikwissen (14 Prozent). Reine Informatik sollte als Nebenfach studiert werden, der Trend geht, so Schroeder, in Richtung Fachstudium mit Informatikkenntnissen als Handwerkszeug. Im vergangenen Jahr wiesen die Druck- und Verlagshaeuser (7,6 Prozent) sowie die Versicherungen (7,3 Prozent) und Banken (6,6 Prozent) die hoechsten Nachfrageanteile fuer ihre Org./DV- Abteilungen auf. Waehrend im Durchschnitt aller Branchen 3,6 Prozent saemtlicher Offerten fuer Fach- und Fuehrungskraefte aus dem DV-Bereich kamen, erreichten die arg gebeutelten Maschinenbauer und Elektrounternehmen hier 2,6 Prozent. Die Banken suchten in erster Linie Organisatoren (24 Prozent der Inserate). Ansonsten waren, abgesehen von den Vertriebsfachleuten bei den DV- Herstellern, hauptsaechlich Systemanalytiker gefragt.