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YouTube-Star "Bree" war nur ein Fake

14.09.2006

YouTube war das perfekte Medium. Das Videoportal hatte sich in wenigen Monaten zum Massenphänomen im Cyberspace entwickelt. Über 65.000 Videoclips werden täglich neu geladen, oft Amateurwerke, mal skurril, mal belanglos. Mitunter auch Newsstücke, wie die spontane Nackenmassage, die US-Präsident George W. Bush beim G-8-Gipfeltreffen in St. Petersburg vor laufenden Kameras Kanzlerin Angela Merkel verpasste.

Nur langsam bröckelte die Fassade der mysteriösen "Bree" ab. Im Mai glaubten ihr die Fans bereitwillig, dass sie gelangweilt zu Hause sitzt und Ärger mit den strengen Eltern hat. Immer tiefer ließ sie in ihre Welt mit geheimnisvollen religiösen Zeremonien blicken. Immer geschickter bewegte sie sich vor der Kamera. Bald gab es erste Zweifel an der Echtheit des Teenagers. Ein Video über einen Schwimmausflug im August sah schon fast zu perfekt aus, verglichen mit den oft wackeligen Amateurvideos anderer YouTube-Nutzer. Könnte "Bree" als Marketing-Gag von einer Werbefirma erfunden worden sein?

Blogger hakten nach und wurden schließlich fündig, mit einer Markenzeichen-Registrierung für lonelygirl15, die sich Goodfrieds Vater schon vor Monaten gesichert hatte, lange bevor "Bree" zum Video-Star wurde. Ihre drei ambitionierten Erfinder stehen nun seit kurzem bei der renommierten Hollywood-Agentur Creative Artists unter Vertrag. Auch wenn das einsame Mädchen nun als Fälschung geoutet wurde, will das Trio die Saga fortsetzen. Der Starrummel um Jessica Rose dürfte andauern, wenn nicht sogar weiter zunehmen. Sie hat eine treue Fangemeinde. "Hallo, du bist eine großartige Schauspielerin", schrieb ein Verehrer auf der YouTube-Webseite für lonelygirl15. "Wir hassen den Filmemacher und seine Helfer, aber dich lieben wir einfach." (dpa/tc)