Neuer alter Streit

YouTube contra Viacom

22.03.2010
Fast zwei Jahre lang herrschte Ruhe, jetzt streiten die Video-Website YouTube und der Medienkonzern Viacom wieder lautstark über Urheberrechtsverletzungen.

Viacom wirft YouTube vor, bewusst ein Auge zugedrückt zu haben, wenn Nutzer urheberrechtlich geschützte Clips hochluden. Denn YouTube sei es in der Anfangszeit nur darum gegangen, seine Seite zu füllen. Einem der YouTube-Gründer unterstellt Viacom sogar, selbst tatkräftig beim Inhalteklau mitgemischt zu haben. Als Beleg sollen interne E-Mails dienen.

YouTube wehrt sich. Die heutige Google-Tochter wirft Viacom vor, über Jahre heimlich selbst Videos veröffentlicht zu haben. "Sie haben nicht weniger als 18 verschiedene Marketingagenturen angeheuert, um ihre Inhalte auf die Seite hochzuladen", schrieb YouTube- Chefjustiziar Zahavah Levine im firmeneigenen Weblog. Viacom habe die Videos derart verfälscht, dass sie wie gestohlenes Material ausgesehen hätten. "Letztlich sind einige der Clips, für die uns Viacom aktuell verklagt, von ihnenselbst hochgeladen worden."

Der Medienriese, zu dem unter anderem der Musiksender MTV und das Filmstudio Paramount gehören, hatte seine Klage gegen YouTube schon 2007 angestrengt. Viacom verlangt eine Milliarde Dollar Schadenersatz, weil YouTube nicht ausreichend gegen unberechtigt hochgeladene Videos vorgegangen sei. Viel Geld, vor allem vor dem Hintergrund, dass Google sich den Kauf der noch jungen Website YouTube 2006 hatte 1,65 Milliarden Dollar kosten lassen.

Seit Donnerstag sind bisher geheime Gerichtsunterlagen der beiden Seiten öffentlich. Auf Hunderten Seiten wird der ganze Fall ausgebreitet. Für öffentliche Unruhe hatte zuletzt das Ansinnen von Viacom gesorgt, Einblick in die Nutzerdaten von YouTube zu erhalten. Mitte 2008 hatte ein Richter der Forderung stattgegeben. Viacom kam so in den Besitz der Logdateien von YouTube. Diese enthalten die IP-Adressen und im Fall von angemeldeten Nutzern auch Login-Namen.

Google hat zwischenzeitlich ein System eingerichtet, um urheberrechtlich geschützte Videos auf YouTube ausfindig machen zu können. Das verlangt aber die Mitarbeit der Rechteinhaber. Mit vielen Medienfirmen hat Google inzwischen auch Verträge abgeschlossen. Dem Rechtsstreit wird dennoch große Bedeutung beigemessen, stehen sich hier doch die alte Medien- und die neue Internetwelt gegenüber. (dpa/tc)