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Yahoo entlässt 400 Mitarbeiter

12.04.2001
Der Portalriese Yahoo hat zwar mit seiner Quartalsbilanz die Erwartungen der Analysten übertroffen, sieht aber für den Rest des Jahres schwarz und entlässt zwölf Prozent der Belegschaft. Außerdem heißt es ab sofort: Sex sells!

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Portalriese Yahoo hat für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Nettoverlust von 11,5 Millionen Dollar oder zwei Cent pro Aktie ausgewiesen. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch 67,6 Millionen Dollar oder elf Cent je Anteilschein Gewinn erwirtschaftet. Außergewöhnliche Belastungen und Zugewinne nicht eingerechnet verblieb unter dem Strich ein Gewinn von 7,6 Millionen Dollar oder einem Cent pro Aktie. Dieser lag knapp über den Erwartungen der Wall Street, die laut First Call/Thomson ein Breakeven-Ergebnis erwartete. Die Einnahmen gingen von 230,8 Millionen Dollar im Vorjahresquartal um 22 Prozent auf 180,2 Millionen Dollar zurück.

Nach einer "ausführlichen Analyse" des Geschäfts ist die Company zur Einsicht gelangt, dass beim Umsatz mittelfristig keine Besserung in Sicht ist. Deshalb müsse die Personalstärke an die sinkenden Einnahmen angepasst werden. Konkret heißt das: Von bislang rund 3150 Mitarbeitern werden zwölf Prozent oder rund 400 auf die Straße gesetzt. Im zweiten Quartal sollen dafür zwischen 40 und 60 Millionen Dollar in der Bilanz abgeschrieben werden. Außerdem werden einige Services eingestellt, das Marketing zurückgefahren und Bereiche konsolidiert. Details dazu sollen in den nächsten 30 Tagen folgen. "Wir mussten einige harte, aber sinnvolle Entscheidungen treffen", erklärte Noch-CEO (Chief Executive Officer) Tim Koogle. "Wir stecken mitten in einer signifikanten Konjunkturabschwächung und können deswegen unsere Aussichten nur schwer einschätzen."

Deswegen reduziert Yahoo auch seine Erwartungen für das gesamte Geschäftsjahr. Auf Basis von Einnahmen zwischen 700 und 775 Millionen Dollar - im Januar war noch von 1,2 bis 1,3 Milliarden Dollar die Rede - soll unter dem Strich ein Ergebnis zwischen Breakeven und 50 Millionen Dollar Gewinn oder bis zu sechs Cent pro Aktie herausspringen. Anfang des Jahres hoffte die Company noch auf zwischen 33 und 43 Cent Profit je Anteilschein.

Die Aktie von Yahoo notiert derzeit fast 90 Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch von 150 Dollar. Gestern schloss das Papier zum Fixing bei 15,86 Dollar. Nach Bekanntgabe der Quartalsbilanz zog der Kurs im nachbörslichen Handel leicht auf 16,39 Dollar an.

Bei der Suche nach neuen Einnahmequellen hat Yahoo offenbar die alte Marketing-Regel "Sex sells" wiederentdeckt. Die "Los Angeles Times" berichtet, der Verkaufsbereich "Adult and Erotica" sei still und leise wiedereröffnet und um "Tausende" neuer Titel, auch aus dem Hardcore-Bereich, erweitert worden. Bei seinen Stores tritt Yahoo nur als Vermittler auf und kassiert von den eigentlichen Händlern Provisionen. Im Erotikbereich liegen diese der Zeitung zufolge dreimal höher als bei sonstigen Artikeln.