XML-Forum

05.10.2001

Keine Frage, nach den Hypes um Java und Open Source ist nun XML an der Reihe. So gut wie jeder Hersteller wirbt damit, dass seine Produkte wie auch immer XML-fähig sind. Kein Anwendungsgebiet scheint es zu geben, für das die Auszeichnungssprache nicht geeignet ist: Erstellen strukturierter Dokumente, Definition von Protokollen, Austausch von Geschäftsdaten, Publikation von Web-Services, Beschreibung von Vektorgrafiken oder Speicherung von persistenten Objekten.

Diese unüberschaubare Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten hat indes ihren Preis: Der durch Abspecken des zu komplizierten SGML angestrebte einfache Standard erreichte wieder eine kaum überschaubare Komplexität. Während sich vielerorts noch der Glaube hält, bei XML handle es sich um eine Art erweiterbares HTML, verabschiedet das W3C fast im Monatsrhythmus einen neuen Co-Standard. Freilich ist der Ehrgeiz dieses Gremiums nicht unumstritten. Der Widerstand gegen die kürzlich verabschiedete Empfehlung "XML Schema" zeigt, dass sich gerade Entwickler an der wuchernden Komplexität stören.

Es stellt sich daher die Frage, ob XML wirklich überall das richtige Mittel zum Zweck ist oder ob die unterschiedlichen Anforderungen nicht das ursprüngliche Konzept verwässern. Sind XML-basierte Protokolle in jedem Fall ihren binären Gegenstücken vorzuziehen, nur weil mit Parsern und XSLT-Prozessoren schon Standardwerkzeuge zu ihrer Verarbeitung bereitstehen? Müssen Konfigurationsdateien unbedingt der XML-Syntax folgen, auch wenn ein simples Format wie jenes der Windows-INI-Dateien reichen würde? Ist es sinnvoll, Vektorgrafiken wie bei SVG durch umfangreichen Markup aufzublähen?