Blick an die Nyse

Xerox: Tiefer Fall eines "Bullen"

16.03.2001
Markus Lindermayr*

In den sechziger Jahren war Xerox ein Synonym für technische Innovation. Das Unternehmen hatte auf die selbst entwickelten Kopiergeräte quasi ein Monopol. Mit dem "Xerox 914" hatte man das bis dahin bestverkaufte Industrieprodukt aller Zeiten. Mit einem Marktanteil von 95 Prozent erzielte der US-Konzern eine Rohertragsmarge von 70 Prozent. Nicht umsonst war die Xerox-Aktie einer der beliebtesten "Growth Stocks" des damaligen Bullenmarktes. In den folgenden Jahren wurde Xerox jdeoch ein Opfer seines eigenen Erfolges. Obwohl man das weltweit anerkannte Palo Alto Research Center (Park) aufbaute, konnte man die eigenen Entwicklungen wie den Laserdrucker oder die LAN-Technologie Ethernet nicht in marktreife Produkte umsetzen. Zu Beginn der achtziger Jahre drängten zudem japanische Konkurrenten wie Ricoh, Sharp und Canon mit "Low-Cost"-Kopierern auf den Markt. Der Versuch, der Konkurrenz aus Fernost in ein Geschäft mit vermeintlich höheren Margen auszuweichen, etwa Finanzdienstleistungen, scheiterte. Dann kam Xerox mit Digital-Druckern wieder aus der Defensive. Das galt in der Folge erst recht für die digitalen Kopierer. Von diesem Erfolg geblendet, vernachlässigte man die Bedrohung, die von Desktop-Druckern ausging. Sinkende Margen bei Druckern und Kopierern bewirkten, dass die schlechte Wettbewerbsposition in eine Abwärtsspirale führte. Das Management verlor den Überblick, Filialen in Mexiko und Brasilien bauten Milliardenverluste. Moodys ratet die aktuell 17 Milliarden Dollar Schulden mit Junk-Bond-Status; Umsatzrückgang, Verluste, Entlassungen, Notverkauf von Firmenvermögen sind weitere bittere Konsequenzen. Mit sieben Dollar notiert "XRX" nur wenige Dollar über dem Kurs von 1961!

* Markus Lindermayr und Stephan Hornung sind Analysten der CMW GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.