US-Einzelhandels-Konzern setzt auf XPG3

X/Open-Gruppe stärkt Position der Anwender

19.10.1990

SAN JOSE/MÜNCHEN (IDG/CW) - Die X/Open Ltd. will Anwendern einen größeren Einfluß auf Spezifikationsentscheidungen einräumen. Auf der Interop Æ90 im kalifornischen San Jose kündigte das Gremium an, daß Anwender von der Anforderungsermittlung bis hin zu den abschließenden Spezifikationsprozessen stärker involviert werden sollen.

Die Berücksichtigung von Anwenderinteressen seitens des X/Open-Konsortiums war bisher "auf ein einmal im Jahr stattfindendes dreitägiges Ereignis beschränkt", so Doug Michels, Executive Vice-President der Santa Cruz Operation (SCO). Diese Anwenderkonferenzen seien nicht sonderlich tief ins Detail gegangen. Im Rahmen des Xtra-Projektes wurden außerdem die Wünsche der Anwender ermittelt und in die Standardisierungs-Entscheidungen einbezogen.

Die verbindlichen Spezifikationen aber haben bisher geschlossene Arbeitsgruppen entwickelt um sie anschließend der Öffentlichkeit zu präsentieren. An diesem Prozeß waren ausschließlich Systemanbieter beteiligt, worunter nach Einschätzung von Industrie-Analysten die Akzeptanz der Anwender gelitten hat.

Hinzu kommt, daß die für 1988 angekündigten XPG3-Spezifikationen erst 1990 veröffentlicht wurden. Eine entsprechende Verspätung des für 1992 angekündigten Portability Guide 4 (XPG4) will das Gremium vermeiden.

Die Durchsetzung von Standards, so hat die X/Open-Gruppe jetzt erkannt, wird nicht nur von Herstellern, sondern ebenso von Anwendern beeinflußt. Wichtig ist zum Beispiel, daß genügend Programme vorhanden sind, die zu dem jeweiligen System kompatibel sind. Auf der anderen Seite sind Anwendungsentwickler erforderlich, die eine entsprechende Software herstellen können.

Welche bedeutende Rolle die Empfehlungen des X/Open-Gremiums inzwischen für viele Großanwender spielt, zeigt die DV-Entscheidung des amerikanischen Einzelhandelsunternehmens Wal-Mart: Das gesamte DV-Jahresbudget von insgesamt 40 Millionen Dollar wird dort in den Ankauf von offenen Systemen investiert, die den Konformitätsvorschriften der XPG3-Spezifikationen entsprechen. Noch in diesem Jahr will das Unternehmen, das im letzten Jahr einen Umsatz von knapp 26 Milliarden Dollar verzeichnete, dem X/Open-Anwendergremium beitreten.