Noch existieren keine DCE-Produkte

X/Open erhebt OSF-Technik für verteilte DV zum Standard

21.08.1992

MÜNCHEN (gfh) - Nachdem sich der Großteil der Industrie längst auf die verteilte DV-Umgebung DCE von der Open Software Foundation (OSF) festgelegt hat, soll sie nun auch ein Standard der X/Open-Gruppe werden.

Die beiden Open-Systems-Organisationen gaben bekannt, daß sie beschlossen haben, DCE in die Common Application Environment (CAE) von X/Open einzubinden.

"Damit wird unsere DCE-Technik Teil der X/Open-Richtlinien für offene Systeme, verdeutlicht Mark Laureys, Communications Manager der OSF, die Bedeutung der jetzt beschlossenen Zusammenarbeit. Diese in den XPG-Bänden veröffentlichten Richtlinien gelten bei vielen Anwenderunternehmen als K.o.-Kriterium beim Einkauf von Hard- und Software. Zusammen mit dein X/Open-Gütesiegel garantiert die Einhaltung der Leitlinien den Käufern solcher Produkte ein Mindestmaß an Herstellerunabhängigkeit und Interoperabilität in heterogenen DV-Land-schaften.

In den für diesen Herbst angekündigten XPG4-Richtlinien werden die Anwender DCE allerdings vergeblich suchen. Nach Angaben von Michael Spring, Communications Manager von X/Open, ist die Organization derzeit noch dabei eine Testsuite für die X/Open-Konformität von DCE zu entwikkeln. Außerdem stehe beiden Gremien noch einige Arbeit bevor, um die verteilte DV-Umgebung an vorhandene proprietäre Lösungen anzupassen.

Als möglichen Problemfall führt Spring die Open-Network-Computing-Umgebung (ONC) von Sun Microsystems an. Die X/Open habe sich verpflichtet, im Rahmen von CAE die Kompatibilität zu dem Sun-Produkt zu garantieren. Dafür sei einige Arbeit an DCE nötig. Aus diesem Grund rechnet er damit, daß die OSF-Umgebung erst im ersten Quartal 1993 als Nachtrag in den XPG4-Guide aufgenommen werden kann; dann allerdings mit X/Open-Gütezeichen.

X/Open-Vice-President Mike Lambert lobt die Integration der DCE-Technik als eine rasche Reaktion auf die Anwenderwünsche. Aus Sicht der Industrie bildet X/Open allerdings eher das Schlußlicht. Seit der DCE-Freigabe im September 1991 haben neben den OSF-Mitgliedern wie IBM, Bull, DEC oder Siemens-Nixdorf längst auch die OSF-Konkurrenten von Unix International und USL DCE-Bekenntnisse abgelegt.

Seit kurzem taucht diese Umgebung als technische Grundlage für die Remote Procedure Calls in Microsofts Schnittstellen-Konzept Wosa auf (vgl. CW Nr. 33 vom 14. August 1992, Seite 11).

Trotz dieser breiten Unterstützung für DCE werden konkrete Implementierungen der OSF-Technik nicht vor Herbst dieses Jahres erwartet.