Autorensystem für XML und SGML

X-Metal setzt keine Kenntnisse der Markup-Sprachen voraus

16.07.1999
Der Bedarf an standardisierten Dateiformaten für die Speicherung von Firmendokumenten verhalf der Extensible Markup Language (XML) innerhalb kurzer Zeit zu weiter Verbreitung. Damit steigt auch die Nachfrage nach geeigneten Autorenwerkzeugen. "X-Metal" vom kanadischen SGML-Spezialisten Softquad soll das Erstellen strukturierter Dokumente ohne technische Vorkenntnisse möglich machen. Fotis Jannidis* beschreibt das Tool.

Die Firma Softquad hat sich mit Browsern und Autorensystemen bereits seit einigen Jahren einen guten Namen in der SGML-Welt gemacht und ist mit dem HTML-Editor "Hot Metal" auch breiteren Kreisen bekannt geworden. Ihr neues Autorensystem X-Metal ist für die Erstellung von SGML- und XML-Dokumenten gedacht. Aussehen und Bedienungsweise orientieren sich an gängigen Textverarbeitungen. Der Anwender kann schnell zwischen einer Textansicht, einer Ansicht mit hervorgehobenen Textauszeichnungen und einer Quellcode-Sicht wechseln.

Die Konzeption des Programms zielt auf zwei Anwendergruppen: Auf den professionellen SGML- und XML-Autor und auf technisch unerfahrene Textverarbeiter. Für die zweite Gruppe kann das Programm über eine umfangreiche Programmier-Schnittstelle an die besonderen Bedürfnisse einer Firma angepaßt werden. Unterstützt werden dabei alle Scriptsprachen, die den Windows Scripting Host verwenden, sowie alle COM-fähigen Programmiersprachen. X-Metal unterstützt direkt VB-Script und Jscript, außerdem kann man mittels der ausführlichen Beschreibungen auch über Visual Basic, C++ oder Microsofts Java-Variante das Programm seinen eigenen Wünschen anpassen. Auch die frei konfigurierbaren Symbolleisten und Ressourcen-Manager, wo man häufig verwendete Textfragmente und Bilder für die tägliche Arbeit bereitlegen kann, erlauben es, die Arbeitsumgebung gezielt auf die Texteingabe mit einer Document Type Defintion (DTD) einzurichten.

Zwar ist XML seit mehr als einem Jahr festgeschrieben, aber zahlreiche damit verbundene Standards befinden sich noch im Diskussionsstadium, so die Stylesheet-Sprache XSL oder Xlink/ Xpointer. Im Gegensatz zu anderer XML-Software unterstützt X-Metal diese Techniken allerdings nicht. Ebensowenig ist es für die bereits standardisierte SGML-Stylesheet-Sprache DSSSL ausgelegt. Da für die typografische Gestaltung die Stylesheet-Sprache CSS (Level 1) verwendet wird, eignet es sich besonders für die Arbeit mit XML im Internet. Die Ergebnisse können auch sofort im Internet Explorer, dessen Installation vorausgesetzt wird, betrachtet werden. Da CSS 2 nur zu einem sehr kleinen Teil berücksichtigt wird, kann eine Gestaltung der Dokumente für den Druck nicht vorgenommen werden.

X-Metal erleichtert den Wechsel von SGML nach XML. Importfilter oder -wege aus gängigen typografischen Auszeichnungsformaten wie RTF werden jedoch nicht geboten, dafür aber eine Importhilfe von Informationen aus Datenbanken, die mittels ODBC eingelesen werden können. Die Einzellizenz kostet 456 Euro.

*Fotis Jannidis arbeitet als freier Autor in München.